Künstliche Intelligenz, besonders generative KI, hat in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht und verändert, wie Designer*innen arbeiten. Das Thema ist zurecht omnipräsent und die Branche experimentiert schon gezielt mit KI. Wir wollen wissen, mit welchem Ergebnis und sprechen dazu in loser Folge mit Designer*innen über ihre Erfahrungen, heute mit Daniel Friedl, Creative Director der Kreativagentur OVAL.

Künstliche Intelligenz

Daniel Friedl, Creative Director der Kreativagentur OVAL

Welche Chancen bietet KI für die Kreativbranche?

Der größte Mehrwert, den wir in Künstlicher Intelligenz sehen, ist die Möglichkeit, mehr Zeit und Freiraum für kreatives Arbeiten zu schaffen. Unser Ziel ist es nicht, kreative Prozesse komplett von KI übernehmen zu lassen – auch wenn manche Ergebnisse durchaus positiv überraschen. Aber gerade in der Kreation und im kreativen Prozess hat jede Abkürzung ihren Preis. Deshalb setzen wir KI gezielt ein, um mehr Raum für unsere eigene Kreativität zu gewinnen und diese zu unterstützen.

KI generiert Inhalte auf der Grundlage bereits vorhandener Daten und Muster – oft beeindruckend gut, aber an sich nicht originell. Sie kann inspirieren, strukturieren und repetitive Prozesse erleichtern, aber die wahre Essenz kreativer Arbeit liegt in der menschlichen Fähigkeit, Emotionen zu transportieren, neue Perspektiven zu schaffen und Geschichten zu erzählen, die wirklich berühren. Deshalb setzen wir KI bewusst ein – nicht als Ersatz für Kreativität, sondern als Werkzeug, das uns mehr Zeit für das gibt, was uns als Menschen ausmacht: das Erzählen von Geschichten.

Wie siehst Du den aktuellen Stand der Gestaltung mit KI?

Das ist in Ordnung. Der Hype ist vorbei und KI ist immer noch da. Ich denke, das zeigt, dass es mehr als nur eine Trendwelle ist. Ich bin kein Profi und immer vorsichtig mit Dingen, die in aller Munde sind und als DAS große Ding gefeiert werden. Wir leben in Zirkeln und ich bin gespannt, wie es mit der KI weitergeht, gerade auch im Hinblick auf den Energieaufwand, den Nachhaltigkeitsgedanken und viele andere Faktoren. Schade finde ich, dass man eigentlich immer sehr schnell sieht, was mit KI gemacht wurde und was nicht. Zumindest im Werbekontext und in den Bereichen, in denen ich mich bewege.

Welche Herausforderungen siehst Du bei der Nutzung von KI im Kreativprozess?

Es ist wichtig, sich nicht zu verlieren. Es besteht die Gefahr, dass sich schnell ein Automatismus einstellt, bei dem Inhalte unreflektiert in verschiedene Tools gedumpt werden, ohne entscheidende Gedankengänge wirklich zu Ende zu führen. Wir brauchen einen Text? ChatGPT machts? So einfach ist es leider selten und schnell geht ein wesentlicher Teil des kreativen Prozesses verloren – nämlich das bewusste Abwägen, Hinterfragen und Weiterentwickeln von Ideen. Ich glaube, dass wir beim Einsatz von KI noch mehr darüber nachdenken müssen, was wir tun, anstatt darauf zu hoffen, dass es ein Tool schon richten wird. Wir müssen prüfen, prüfen, prüfen.

Letztlich führt uns das zu einem zentralen Punkt zurück: Jede Abkürzung hat ihren Preis. Wenn wir KI unreflektiert einsetzen, riskieren wir, dass unsere Arbeit an Tiefe, Authentizität und Originalität verliert. Deshalb ist es wichtig, eine bewusste Balance zu finden – KI als Werkzeug zu nutzen, aber nicht als vollständigen Ersatz für den kreativen Denkprozess.

Wie verändert KI Deine Arbeit? Und wie entwickelt man dabei eine eigene Handschrift? 

Meine persönliche Handschrift, ist in meinem Kopf. Daran ändert sich durch KI erst mal nichts, außer das Wissen, das sie da ist. Ich glaube auch, dass die Handschrift eher in der Tiefe der Idee liegt und nicht in der Exekution via KI.

Welche KI-Tools kannst Du empfehlen?

ChatGPT, Midjourney & Runway – ich komme vom geschriebenen Wort. Midjourney hilft dabei, Ideen zu visualisieren, während ChatGPT unterstützt, Inhalte auszuarbeiten, zu kürzen oder zu präzisieren. Doch, wie bereits erwähnt, gilt danach immer: prüfen, prüfen, prüfen. Das letzte Wort sollte stets beim Menschen liegen.

Welches Beispiel für gelungene kreative Arbeit, die mit KI umgesetzt wurde, fällt Dir ein?

Künstliche Intelligenz muss Teil der Story sein, um wirklich zu funktionieren. Die Marke Heinz setzt das immer sehr smart um. Leider erlebe ich oft noch das Gegenteil. Kürzlich erhielt ich eine E-Mail von einer Fluggesellschaft mit einem Bild, das eindeutig mit KI erstellt wurde und viele kleine, leicht vermeidbare Fehler aufwies. Schade und vor allem unnötig. Es wäre nicht schwer gewesen, das zu korrigieren. In dem Moment hat es mir gezeigt, dass die Liebe zum Detail fehlt, und das finde ich schade. Wenn KI zu offensichtlich und nur als Mittel zum Zweck erkennbar ist, finde ich das meistens wirklich schade.

Auf was müssen Kreative im Umfang mit KI besonders achten, damit das Ergebnis gut wird.

Das Ergebnis darf nicht von künstlicher Intelligenz abhängen. Die Idee zählt. Zu erkennen, was eine gute Idee ist, sie dann zu füttern, mit ihr zu arbeiten, mit ihr zu interagieren und sie weiterzuentwickeln, ist entscheidend. KI kann – und das ist sehr wichtig – unter unserer Anleitung helfen, die Idee zum Leben zu erwecken und an der einen oder anderen Stelle auch zur Entwicklung beitragen.

Was rätst Du jungen Talenten, die mit KI experimentieren?

Verliert euch nicht.

Kreativagentur OVAL

DESIGNBOTE – Künstliche Intelligenz im Jahr 2025