Künstliche Intelligenz im Jahr 2025 – in Folge 7 gibt uns Begüm Yücelay, Senior Art Director bei der Hamburger Digitalagentur Rock&Stars, ihre Einschätzung zum Status von KI in der Kreativbranche. Sie ist überzeugt: KI ist kein Ersatz für kreative Intuition, sondern ein Katalysator menschlicher Stärken.

Künstliche Intelligenz

Begüm Yücelay, Senior Art Director bei Rock&Stars

Welche Chancen bietet KI für die Kreativbranche?

KI ist nicht nur ein Effizienz-, sondern vor allem ein Kreativitätsbooster. Sie erleichtert Brainstorming, Ideenentwicklung und die Strukturierung von Prozessen, ohne dabei den kreativen Spielraum einzuengen.

Ein simples Alltagsbeispiel, das den Vorteil von KI gut zusammenfasst: Früher musste man stundenlang nach dem perfekten Stockfoto suchen (und fand es trotzdem nicht) – heute kann man in kurzer Zeit ein individuelles Bild prompten. Das spart nicht nur Zeit, sondern ermöglicht eine höhere Qualität und mehr kreative Freiheit, da man sich voll auf den gestalterischen Part konzentrieren kann.

Wie siehst Du den aktuellen Stand der Gestaltung mit KI?

KI kann beeindruckende Ergebnisse liefern – aber nur mit dem richtigen Knowhow. Viele erwarten Wunder auf Knopfdruck, doch ohne Verständnis für Prompting und Designprinzipien bleiben die Ergebnisse oft generisch. Die Art Direction ist und bleibt unverzichtbar, egal wie gut die Tools sind.

Der Hype ist groß, aber die Realität zeigt: KI kann den Arbeitsalltag erleichtern und gibt Kreativen mehr Raum für Strategie und konzeptionelle Tiefe. Die Bedeutung von KI wird weiter wachsen, doch menschliches Feingefühl bleibt unersetzlich.

Welche Herausforderungen siehst Du bei der Nutzung von KI im Kreativprozess?

Unternehmen brauchen klare Richtlinien für KI – nicht nur zur Effizienzsteigerung, sondern für nachhaltige Qualität. Datenschutz, Urheberrecht und ethische Aspekte dürfen nicht vernachlässigt werden.

Zudem braucht es Akzeptanz im Team: KI sollte als Unterstützung verstanden werden, nicht als Bedrohung. Und am wichtigsten: Ergebnisse kritisch hinterfragen, statt sie ungefiltert zu übernehmen.

Wie verändert KI Deine Arbeit? Und wie entwickelt man dabei eine eigene Handschrift?

Ich sehe Künstliche Intelligenz als eine Erweiterung meines kreativen Werkzeugkastens – kein Ersatz. Sie hilft, neue Perspektiven einzunehmen und Workflows zu optimieren. Aber die Idee, das Konzept also der kreative Input kommt von uns Designern. Wer sich nur auf generierte Vorschläge verlässt, verliert seine eigene Handschrift. Ich steuere die KI, nicht andersrum. So bewahre ich meine Individualität und nutze einfach nur ein weiteres von vielen Tools.

Welche KI-Tools kannst Du empfehlen?

Das Wichtigste ist, KI-Tools gezielt einzusetzen, statt blind Trends zu folgen. Je nach Projekt kommen unterschiedliche KI-Tools zum Einsatz – von ChatGPT für Texterstellung über Midjourney für Bildgenerierung bis hin zu RunwayML und Heygen für Video- und Animationstools. Es gibt nicht das eine perfekte Tool, sondern immer das passende für den jeweiligen Bedarf.

Welches Beispiel für gelungene kreative Arbeit, die mit KI umgesetzt wurde, fällt Dir ein?

Unsere Arbeit für Vonovia zeigt, wie KI kreative Kampagnen bereichern kann. Wir konnten eine gesamte Kampagne mit einem KI-Shooting abdecken. Hierbei konnten wir vollen Fokus auf die Art Direction legen und dadurch individuelle Motive erstellen die dann auch gute Ergebnisse geliefert haben.

Auf was müssen Kreative im Umgang mit KI besonders achten, damit das Ergebnis gut wird?

Ein strukturierter und durchdachter Einsatz von KI beginnt mit klar definierten Prozessen und Roadmaps, denn ohne klare Ziele kann das Potenzial der Technologie nicht optimal genutzt werden. Ebenso ist ein fundiertes Know-how im Prompting entscheidend – wer die richtigen Fragen stellt, erhält präzisere und bessere Ergebnisse. Gleichzeitig ist es wichtig, die Grenzen der KI zu kennen: Sie kann zwar unterstützen, aber nicht selbst kreativ denken. Daher bleibt die menschliche Qualitätssicherung unerlässlich – die KI liefert Vorschläge, doch der Feinschliff und die finale kreative Entscheidung liegen weiterhin in unserer Hand.

Was rätst Du jungen Talenten, die mit KI experimentieren?

Einfach loslegen. KI ist ein Tool, das man durch Ausprobieren verstehen muss. Und bringt Neugierde und Geduld mit, denn es braucht Zeit zu lernen, wie man mit KI arbeitet und auch umgeht. Dazu gehört auch den Mut aufzubringen, aus alten Mustern auszubrechen und Dinge neu zu denken.

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DESIGNBOTE – Künstliche Intelligenz im Jahr 2025