Künstliche Intelligenz im Jahr 2025 – besonders generative KI, hat in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht und verändert, wie Designer:innen arbeiten. Das Thema ist zurecht omnipräsent und die Branche experimentiert schon gezielt mit KI. Wir wollen wissen, mit welchem Ergebnis und sprechen dazu in loser Folge mit Designer:innen über ihre Erfahrungen, heute mit Felix van de Sand.

künstliche Intelligenz

Felix van de Sand Managing Director COBE GmbH

Welche Chancen bietet KI für die Kreativbranche?

Kreativität hat immer mit Inspiration zu tun. Deswegen war schon das Internet ein riesiger Schritt für die Kreativbranche: Die ganze Welt stand – mit dem Smartphone jetzt in der Hosentasche – auf einen Klick zur Inspiration bereit. KI erweitert diesen Horizont noch, indem sie den Inspirationsprozess effizienter macht. Ich muss jetzt beispielsweise nicht mehr lange die Werke meiner Lieblingskünstler studieren, um einen Ansatz zu haben, wie wohl eines ihrer Werke heute ausgesehen hätte. Ich kann sie anweisen, eines zu erstellen und von diesem Punkt aus weiterarbeiten. Selbst Kreativität lässt sich mit KI beschleunigen und effizienter gestalten.

Wie siehst Du den aktuellen Stand der Gestaltung mit KI?

KI bietet schon sehr viel quasi-kreative Leistung. Aktuell müssen wir aber noch nicht davon reden, dass Künstliche Intelligenz menschliche Kreativität ersetzt. Sie verändert sie und hebt sie in vielen Bereichen auf ein neues Level. Aktuell braucht es aber immer noch Menschen, die geschickt Prompts eingeben und die Qualität des Produkts bewerten, nacharbeiten oder als Inspiration für den nächsten Schritt nutzen.

Welche Herausforderungen siehst Du bei der Nutzung von KI im Kreativprozess?

Effiziente Design-Prozesse können dazu verleiten, Originalität und Zielorientierung zu opfern. Gerade unter Zeit- und Budgetdruck können KI-Ergebnisse “fertig genug” wirken. Es ist wichtig, auch mit KI-Einsatz den Kreativprozess so weit zu führen, wie man ihn sonst geführt hätte. Gerade in meinem Bereich, in dem wir oft nach Briefings von Auftraggebenden arbeiten, die sich in den Anforderungen wenig unterscheiden, kann KI-Einsatz außerdem leicht dazu führen, Massenprodukte statt echter kreativer Leistung zu liefern. Es ist eine Herausforderung, die Effizienz, die KI bietet, zu nutzen, und sich die Qualität der eigenen Kreativleistung zu erhalten.

Wie verändert KI Deine Arbeit? Und wie entwickelt man dabei eine eigene Handschrift?

Für UX- und UI-Designende bei uns geht es vor allem darum, sicherzustellen, dass trotz allem KI-Einsatz das kreative Produkt noch immer dem Markenversprechen gerecht wird, das unsere Auftraggebenden mitbringen. Dass uns dieses Matching besonders gut gelingt, war auch vor KI unsere Handschrift. Ich glaube nicht, dass KI uns zwingt, eine neue eigene Handschrift zu entwickeln – wir müssen nur darauf achten, sie nicht durch KI verfälschen zu lassen.

Welche KI-Tools kannst Du empfehlen?

Für alle, die mit visuellen Formaten arbeiten, ist Midjourney praktisch, wenn es darum geht, ein Bild, das man im Kopf hat, vorzeigbar zu machen. Weniger als echte Lösung oder kreatives Produkt, sondern vielmehr, um kollaborative kreative Prozesse zu ermöglichen. Ansonsten ist ChatGPT zwar kein Geheimtipp, aber einfach ein Muss – das Tool ist so universell einsetzbar und verbessert sich noch stetig, dass es gerade für kreative Prozesse der ideale Begleiter ist. Es lässt sich zu jeder Stelle des kreativen Prozesses einbinden und schafft selbst kaum Grenzen für die Kreativität.

Auf was müssen Kreative im Umfang mit KI besonders achten, damit das Ergebnis gut wird.

Sie dürfen sich nicht in Silos drängen lassen. Sie müssen sich die Fähigkeit bewahren, zu jeder Zeit im Kreativprozess auch nochmal neue Ideen zuzulassen, andere Inspirationsquellen hinzuzuziehen und zu hinterfragen, ob die aktuelle Richtung wirklich zielführend ist. Die KI wird das nicht übernehmen können – nicht ohne den richtigen Prompt zur richtigen Zeit.

Was rätst Du jungen Talenten, die mit KI experimentieren?

Lean in – versucht, so viel Übung wie möglich mit KI zu bekommen. Verschwendet keine Zeit damit, auf das perfekte Projekt zu warten, für das sich KI besonders anbietet und redet euch nicht ein, dass ihr erst einen Kurs zu KI nach dem anderen machen müsst. Nutzt es in den kleinen Dingen wie der Lebenslauferstellung, Recherchen im Alltag, als Sparringspartner – bevor ihr nichts mit KI macht, macht irgendetwas mit KI. Wenn ihr neugierig und lernwillig bleibt, werdet ihr so immer besser und könnt die Erfahrungen auf euren Kreativprozess übertragen.

Cobe GmbH

DESIGNBOTE – Künstliche Intelligenz im Jahr 2025