Mark Ch. Klein studierte an der Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien in Stuttgart, bevor er nach ersten Berufsjahren bei Seidldesign im Jahr 2016 zu design hoch drei wechselte. In seiner Karriere arbeitete er maßgeblich an den Corporate Designs von Ferrari, Maserati, smart oder Dürr Group mit. Das 30-köpfige Team von design hoch drei positioniert sich als Design-Agentur für Zukunftsunternehmen und entwickelt am Standort Stuttgart kreative Ideen für Marken und Technologieunternehmen – analog, digital oder im Raum. Was Mark inspiriert und was seine Arbeit ausmacht, erzählt er hier.
Wie bist Du zur Kreation gekommen?
Ich war mit einer Freundin verabredet und wir haben uns – warum auch immer – in einer Agentur getroffen. Das war der Moment. Am nächsten Tag habe ich dort ein Praktikum begonnen. Mich hat nie etwas anderes interessiert. Unvorstellbar reich sein vielleicht noch …aber kreatives Arbeiten war mir immer wichtiger.
Auf welches Projekt bist Du besonders stolz?
Oft genug sind es Dinge, die für einen Pitch entstehen und leider selten realisiert werden. Da schießt man für gewöhnlich immer etwas übers Ziel hinaus und würde das gerne umgesetzt sehen. Ganz zufrieden bin ich, wenn etwas funktioniert. Für Dürr haben wir z.B. ein Corporate Design entwickelt, das mit variablen, dennoch klar definierten Gestaltungelementen operiert und auch von Leuten angewendet werden muss, die mit Design nichts anzufangen wissen. Es funktioniert und vor allem – es begeistert.
Was war die schmerzhafteste Niederlage und Deine Erkenntnisse daraus?
Sehr gute Frage. Tragisches Scheitern hat ja immer etwas Großes und Visionäres. „Leider“ ist mir das erspart geblieben. Vielleich auch gut so. Das könnte schnell existentiell werden. Bliebe noch das peinliche Scheitern. Daraus entstehen die besten Anekdoten. Auch da muss ich passen. Aber das bekomme ich noch hin, ich bleibe dran …
Wie stark hat die Corona Pandemie Deine kreative Arbeit in den letzten Monaten beeinflusst?
Überflüssige Meetings, Deadlines, Anrufe, soziale Verpflichtungen – alles weg. Ein ganz neues Zeitgefühl und eine wohltuende Fokussierung haben sich eingestellt. Unglaublich produktiv. Aber nach einer Zeit habe ich auch gemerkt, dass genau diese „Ablenkung“ auch den Kopf frei macht. Bis zu zehn Stunden am Tag fokussiert kreativ zu sein, funktioniert halt nicht. Mittlerweile sucht sich der Büroalltag wieder neue Wege, um den verlorenen Raum neu zu besetzen. Das lässt sich nicht ganz verhindern und gehört dazu. Aber es wäre eine verschenkte Zeit, wenn man wieder alles macht wie zuvor.
Woran arbeitest Du derzeit?
Wie alle, an mehreren Dingen gleichzeitig. Für Porsche und Aston Martin entsteht aktuell jeweils ein Buch. Parallel dazu stellen wir gerade den Relaunch eines Magazins für die Progroup fertig. Für den Mittelständler Herrenknecht planen wir momentan die nächsten beiden Jahre. Das wird spannend. Kampagnen, Messe, Magazine, alles sehr digital. Und mit großer Zuverlässigkeit kommt auch immer etwas Unerwartetes rein.
Kreative Vorbilder – Hast Du eins?
Eine bestimmte Person? Nein. Orientierung findet man sicherlich bei den üblichen großen Namen wie Jan Tschichold, Dieter Rams, Charles und Ray Eames … Neben ihren Werken beeindruckt mich vor allem die Haltung dieser Menschen gegenüber ihrer Arbeit. Diese tiefe, unumstößliche Ernsthaftigkeit und die Leidenschaft. Manchmal vergisst man das im Alltag.
Inspiration – Wie kommst Du auf neue Gedanken?
Interessant in der eigenen Arbeit wird es, wenn man Genres verknüpft, sich in der Zeit ein bisschen hin und her bewegt, die Grenzen zwischen Stilen offenlässt – die Musik ist das beste Beispiel. Kunstausstellungen finde ich nach wie vor immer inspirierend. Festgesetzt hat sich bei mir z.B. eine Arbeit von Ai Weiwei. Colored Vases. Das sind 39 hingestellte Vasen, eigentlich nicht schön anzusehen. Aber interessant wird es, wenn man erfährt, dass es sich um mehrere tausend Jahre alte kostbare Gefäße handelt, die der Künstler mit Autolack besprüht hat. Und Theater inspiriert mich. Seit ein paar Jahren habe ich wieder Gefallen daran gefunden. Sehr energetisch, sehr anregend. Selbst wenn man sich vermeintlichen Blödsinn anschaut.
Welche Rolle soll aus Deiner Sicht Kommunikation und Design in der Gesellschaft einnehmen?
Reflexhaft würde ich mehr Mut zur Irritation und Provokation einfordern. Die vielzitierte Benetton Werbung von Oliviero Toscani ist ein gutes Beispiel. Aber leicht gesagt, wenn man nicht den Kopf hinhalten muss. Aber warum nicht. Zur Not scheitert man eben tragisch:-). Generell sollte Design immer voran gehen und die Gesellschaft antreiben. Design ist etwas Integratives, Positives, Klares – davon kann eine Gesellschaft nur profitieren.
Was ist aus Deiner Sicht besonders spannend an Deinem Beruf und welchen Rat gibst Du jungen Menschen mit auf den Weg?
Wir Designer entscheiden wie unsere Welt aussieht. Das kriegt man als Motivationsschreiben im ersten Semester mit auf den Weg. Vollkommen richtig aber auch reichlich naiv. Nichts ist nicht gestaltet. Man hat nicht mal mehr die Chance sich schlecht zu kleiden oder einzurichten. Alles sieht „gut“ aus. Das ist das Spannungsfeld in dem sich jede neue Generation bewegt. Das „gute Design“ muss zu jeder Zeit hinterfragt und abgeschafft werden. Mein Rat an junge Menschen. Nett lächeln, sein Ding machen und jeden Ratschlag ignorieren.
Auf was wird es künftig im Branding und Design nach ankommen?
Mit etwas Abstand betrachtet ändert sich denke ich grundsätzlich nichts und gleichzeitig alles. Ausschlaggebend – wie fast überall – werden die technischen Entwicklungen sein, die den größten Einfluss auf die Kommunikation und die Möglichkeiten im Design haben. Die Flexibilität von Design ist weiterhin entscheidend, aber auch die inhaltliche Relevanz trägt maßgeblich zum Erfolg eines Brandings bei. Klarheit ist in meinen Augen das Erfolgskriterium. Wenn das erreicht ist, kann man von Erfolg sprechen. Auf das spekulative Terrain, welche Technologie künftig alles verändern wird, lasse ich mich nicht ein. Denn es kommt immer anders als die Experten prognostizieren.
Foto-Credits: design hoch drei
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