Wie bist Du zur Kreation gekommen?
Mir ging es wie vielen jungen Menschen – Ich hatte keinen wirklichen Plan und musste ein wenig „angeschubst“ werden. So kam ich 1989 auf eine Berufsbildende Schule für Gestaltung in Köln. Es folgte ein Studium für Visuelle Kommunikation an der FH Düsseldorf. Die Dozenten dort waren jedoch eher „ausgepowerte alternde WerberInnen“ und so machte ich mich noch während des Studiums ohne einen einzigen Kunden zu haben selbstständig. Vor ziemlich genau 30 Jahren.
Auf welches Projekt bist Du besonders stolz?
Auf das Pokerdeck 52Aces, bei dem jede Spielkarte von einem anderen internationalen KünstlerIn gestaltet wurde. Es war unser erster RedDot Award und wir wurden mit dem Konzept danach weltweit x-mal kopiert. Auch eine Art von Anerkennung 😉
Unsere Wein- und Spirituosen Designstudie – Aus der intensiven Beschäftigung mit dem Thema Wein und Spirituosen ist eine Designstudie entstanden, die Verpackungsdesign losgelöst von kundenspezifischen Zwängen zeigt. Dabei hatten die DesignerInnen bei der Gestaltung absolut freie Hand – Ziel war eine Gestaltung ohne Zwänge und Designvorgaben. Nur so entsteht am ehesten ein „Abbild des 3. Jahrtausends” – bewusst ohne Berücksichtigung der Faktoren wie Zielgruppen und Marketingstrategien, betriebliche Traditionen, Orte oder Weinlagen. Einerseits ungewöhnlich, andererseits provokant, so fallen die Entwürfe unserer Konzeptstudie aus und sind gleichzeitig so sehenswert, dass wir sie gerne zeigen möchten …
Was war die schmerzhafteste Niederlage und Deine Erkenntnisse daraus?
Vor ein paar Jahren verloren wir einen schönen Etat in der Automobilbranche an eine Agentur, die lediglich behauptete: „Wir kümmern uns besser um alles, als alle anderen.“
Mein Erkenntnis daraus? Es gibt Kunden die legen mehr Wert auf blumige Worte als auf kreativen Output der Verkauft.
Wie stark beeinflusste die Corona Pandemie Deine kreative Arbeit?
Kurzzeitig wurde kreative Arbeit durch Pragmatismus ersetzt. Schon kurze Zeit später war alles beim Alten.
Woran arbeitest Du derzeit?
Neben spannenden Verpackungsprojekten arbeite ich an einer schönen Work-Life-Balance und versuche noch öfter mit unserem mobilen Designbüro – einem umgebauten LT35 Feuerwehrwagen – unterwegs zu sein. Zum Glück machen unsere Kunde das mit und finden es eher cool wenn ich unterwegs bin und sie aus Stockholm oder Lissabon kontaktiere.
Kreative Vorbilder – Hast Du eins?
Peter Schmidt, Dieter Rams, Luigi Colani, … aber auch unbekannte Kollegen die kaum jemand kennt.
Inspiration – Wie kommst Du auf neue Gedanken?
Die meisten Ideen kommen mir auf meinen Dog-Walking-Runden im Wald (ohne Handyempfang) oder auch auf Reisen in ferne Länder.
Welche Rolle soll aus Deiner Sicht Kommunikation und Design in der Gesellschaft einnehmen?
Es ist müßig darüber zu philosophieren. Oder eher deprimierend?
Was ist aus Deiner Sicht besonders spannend an Deinem Beruf und welchen Rat gibst Du jungen Menschen mit auf den Weg?
Es ist nicht mein Beruf, es ist meine Berufung. Spannend ist sicherlich der Wandel von Trends, Technologien, Zielgruppen, Medien, Ansprüchen, …
Was ich jungen Menschen mitgeben möchte? Ach Gott, heißt das ich bin schon alt? Nein im Ernst: In Zukunft werden wieder die Spezialisten gefragt sein, nicht die Alleskönner. Und wenn es sein muss, dann sagt man auch mal „Nein“ zu Budgets, Aufträgen oder auch zu Neukunden. Hört auf Euer Bauchgefühl!
Auf was wird es künftig im Branding und Design ankommen?
Auf Unterscheidbarkeit – Vieles ist heute weichgespült und eintönig. Das muss und wird sich wieder ändern.
DESIGNBOTE – Kreative Köpfe
DESIGNBOTE – Dieter Rams, »Zehn Thesen zum Design«
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