Adrienne Finzsch, Designstudentin an der Hochschule Darmstadt, wurde mit dem Hilfsgut-Abwurfsystem „Emergency Airdrop“ von einer Experten-Jury zur Deutschland-Gewinnerin des James Dyson Award 2012 gekürt. Emergency Airdrop ist ein Hilfsgut-Abwurf-System um notleidende Menschen in Katastrophengebieten uneingeschränkt zu erreichen. Es ermöglicht einen kostengünstigen Hilfseinsatz durch effizienten Transport von Gütern.
Inspiriert vom Sinkflug des Ahornsamens, dessen leichte propellerartige Flügel einen Rotations-Sinkflug bei maximaler Nutzung des Luftwiderstands ermöglichen, entwickelte Adrienne Finzsch einen Hilfsgut-Container, der in ein Drei-Flügel-System eingebunden ist. Wird der Container in das Flügel-System eingespannt, schließen sich die Flügel aufgrund des zentralen Drucks. Im Frachtflugzeug wird der Raum durch die dreieckige Grundform optimal genutzt, wodurch pro Flugeinsatz 33 Prozent mehr Güter befördert werden. Beim Abwurf breiten sich die Flügel aus, nutzen den Luftwiderstand und rotieren. Der passive Schraubenflug und ein doppelter Boden dämpfen den Aufprall der Landung. Durch Symbolik und Farbgebung, wird das Verteilen der Güter am Boden erleichtert.Eine Experten-Jury, bestehend aus Professor Susanne Lengyel, Präsidentin des Verbands Deutscher Industrie Designer und Studiengangsleiterin Computervisualistik und Design, Hochschule Hamm-Lippstadt, Professor Peter Naumann, Professor für Industrie-Design an der Hochschule München, Professor Tom Philipps, Professor für Industrie-Design an der Hochschule Darmstadt und Regine Bönsch, VDI Nachrichten, wählte den Entwurf von Adrienne Finzsch auf den ersten Platz.
Die Begründung der Jury: „Das Projekt adaptiert ein spannendes Natur-Phänomen, den passiven Schraubenflug zahlreicher Pflanzensamen, äußerst sinnvoll für die Entwicklung dieses Hilfsgut-Abwurf-Systems, mit dem notleidende Menschen schnell und kostengünstig versorgt werden können. Damit wurde mit dem Projekt Emergency Airdrop ein wichtiges Problem angegangen und als low-tech Lösung mit wenig Materialeinsatz sehr nachhaltig umgesetzt.“
Ich freue mich sehr über die Auszeichnung und Wertschätzung meines Projekts. Meine Arbeit zeigt, dass es möglich ist, mit einfachen Materialien, Bionik und Konzeption einen Hilfseinsatz effizient und kostengünstig zu gestalten, um in Krisengebieten uneingeschränkte Hilfe leisten zu können. Der James Dyson Award unterstützt uns junge Kreative und unserer Fähigkeit, anders zu denken, denn Visionen und innovatives Handeln können die Welt im Kleinen verändern.
Adrienne Finzsch
Adrienne Finzsch hat sich zusammen mit den neun weiteren Nachwuchsdesignern aus Deutschland für die internationale Runde des James Dyson Award qualifiziert, in der die besten Projekte aus jedem der 18 teilnehmenden Länder von Dyson Ingenieuren und von einer internationalen Jury bewertet werden. Der Gewinner des diesjährigen James Dyson Award wird von Sir James Dyson persönlich ausgewählt und am 8. November 2012 bekannt gegeben. Das Preisgeld für den Gewinner beträgt insgesamt 20.000 Pfund (etwa 22.000 Euro), das zu gleichen Teilen an den Sieger und sein Universitätsinstitut geht.
Neben „Emergency Airdrop“ ziehen folgende Projekte in die nächste Runde des James Dyson Award 2012 ein:
- Plasma Hygiene System – ein in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut entwickeltes Hygiene System Konzept, das die Krankenhaushygiene vereinfachen und optimieren könnte.
- Kompakt – ein Haartrockner, der sowohl für die Reise als auch für den privaten Gebrauch entworfen wurde.
- Dentassist – eine mobile, modulare Behandlungseinheit für die Zahnmedizin mit besonderem Fokus auf den Einsatz in Entwicklungsländern.
- Papier Besteck der Kulturen – ein faltbares Besteck-Set, das nur aus einem Stück Karton besteht.
- Pontoon Home – überschwemmungssichere Häuser, die für Menschen in Entwicklungsländern leicht erschwinglich sind und mit wenig Ressourcen erstellt werden können.
- Miro Lab – eine Bedienkonsole für die roboterassistierte Chirurgie.
- S-CARGO – ein Konzept, das den urbanen Güterverkehr durch die Nutzung des bestehenden S-Bahnschienennetzes restrukturiert und so Straßen entlastet und innerstädtische Feinstaubbelastungen reduziert.
- Mammawell – eine neu konzipierte Liege, die mittels Form- und Farbgebung sowie Lichttechnik die Brustkrebsuntersuchung im Kernspintomographen verbessert.
- RESTUBE – ein Sicherheitssystem für Wassersportler, das mittels eines Gurtes an der Hüfte getragen oder am Trapez befestigt wird und mit dem sich Sportler in kritischen Situationen schützen können.
Der James Dyson Award ist ein internationaler Designpreis, der die nächste Generation von Designern und Ingenieuren auszeichnet und junge Menschen für Design und Technik begeistern soll. Studierende der Fachbereiche Produktdesign, Industriedesign oder Ingenieurwissenschaften und junge Kreative, die ihr Studium der genannten Fachbereiche vor maximal vier Jahren abgeschlossen haben, waren aufgefordert, ihre Designideen einzureichen. Insgesamt wurden über 500 Projekte eingereicht. Partner des James Dyson Award 2012 in Deutschland sind der Verband Deutscher Industriedesigner (VDID), der Rat für Formgebung und der British Council, die britische Kulturvertretung in Deutschland. Ausgeschrieben wird der James Dyson Award von der James Dyson Foundation, eine von James Dyson gegründete Stiftung, die weltweit eng mit Schulen und Universitäten zusammenarbeitet.
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