Was macht man, wenn man als Firma (beispielsweise Edeka) zu einem bestimmten Anlass (sagen wir mal zu Weihnachten) Werbung machen möchte, aber den Produkten fehlt es an Wertigkeit (z. B. weil sie Lebensmittel sind)? Den Werbern von Jung von Matt ging ein (Sternen-)Licht auf und sie dachten sich die Geschichte eines (wohl zurecht) traurigen alten Mannes aus, der besondere Weihnachtspost an seine Lieben verschickt.

 

Krasse Geschichte mit riesigem „Erfolg“

Die mittlerweile vielen bekannte Geschichte des Edeka-Films mit dem Hashtag-Namen #heimkommen, der alleine bei youtube fast 20 Millionen angesehen wurde, ist schnell erzählt: Opa ist allein und wird nicht einmal zu Weihnachten von seinen Kindern besucht. Dass sie es „wieder nicht schaffen“, an Weihnachten zusammenzukommen, sprechen sie sogar nur auf den Anrufbeantworter. Dann kommen die stärksten Sequenzen, wo man denkt, dass der liebe, einsame Opa gestorben ist. Die Verwandtschaft macht sich auf den Weg und trifft im Haus des Senioren ein. Aber dort ist nicht nur die Festtafel mit geliebten Lebensmitteln rund um die knusprige Weihnachtsgans gedeckt, sondern auch Opa kommt quietschlebendig „umme Ecke“. Als Erklärung für seine schwarz-weiße Weihnachtspost tischt er der verstört dreinschauenden Trauergemeinde „Wie hätte ich euch denn sonst alle zusammenbringen sollen?“ auf. Ach so…

Tolle Vorbilder und geliebte Lebensmittel

Was war aber nun die Intention, der Hintergrund für dieses X-mas Special der sonst so fröhlichen Filme von Edeka? Vielleicht dachte man sich, dass ein richtig emotionaler Spot nicht nur dem Weihnachtsgeschäft gut tut, sondern auch der Publicity. Zumindest beim letzten Punkt lag man da gold(braun) richtig. Und es liegt nahe, dass die Verantwortlichen von Edeka und Jung von Matt dabei auch einen Blick über den Kanal nach England warfen, wo es z. B. einen großartigen Film zu dem gleichen Thema vom Kaufhausriesen John Lewis gibt: anrührend, dezent und mit karitativem Hintergrund.

Garpunkt verpasst und zu dick aufgetragen

Der gedrehte Weihnachtsclip von Edeka trifft einen wunden Punkt unserer Gesellschaft und ist handwerklich hervorragend produziert, keine Frage. Aber neben den massenhaft positiven Meinungen gibt es aber auch kritische Stimmen. So ist vielen nicht nur Opas Sterbebrief ein zu krasses Mittel, sondern es stört noch etwas anderes: Hätte man den Film nicht einfach mit dem Zusammensitzen der Familie enden lassen können? Ohne Closeup der Lebensmittel und ohne Aufnahmen der feiernden Familie? Leider gingen die Planungen zu diesem Film wohl zu sehr in Richtung „Butter bei die Fische (oder Gans)“, schließlich will man ja Lebensmittel verkaufen. Dabei hat man leider den Garpunkt verpasst.

Falls jemand ihn noch nicht gesehen hat, den Spot gibt’s hier: