Marken:Zeichen. Das Grafische Atelier Stankowski + Duschek 13. März – 28. Juni 2020. Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin
Logo, Leitsystem, Corporate Identity: Was heute selbstverständlich zu jedem Firmenimage gehört, steckte Mitte des 20. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen. Bahnbrechend in der Entwicklung war das Stuttgarter Grafikatelier Stankowski + Duschek, das mehrere Jahrzehnte zu den führenden Büros für Kommunikationsdesign in Deutschland zählte. Die Ausstellung in der Kunstbibliothek stellt das Werk des Grafischen Ateliers incl. vieler berühmter Markenzeichen und Erscheinungsbilder anhand von rund 300 Exponaten vor.
Anton Stankowski: Pionier des Grafikdesigns „Zeichen sind visuelle Telegramme, ähnlich wie Flaggen“ – als Anton Stankowski (1906–1998) diese Erkenntnis 1978 formulierte, zählte er bereits zu den wichtigsten Stimmen der Werbegrafik seiner Zeit. Nachdem er sich erstmals in den 1930er-Jahren als Teil der Schweizer Avantgarde einen Namen gemacht hatte, festigte sich mit seinem 1951 in Stuttgart gegründeten Büro der Status des Pioniers im Grafikdesign. Markengestaltung – die „Königsdisziplin“ der visuellen Kommunikation – gehörte von Anfang an zum Repertoire. Stankowskis Fähigkeit, komplexe Botschaften telegrammartig zu verkürzen und in einprägsame Zeichensysteme zu verdichten, entwickelte sich zu seinem eigenen Markenzeichen. Ebenso markant war seine vielseitige Herangehensweise, in der sich Typografie, Fotografie und Malerei mit Grafischem trafen.
Karl Duschek: Partner in der Gestaltung In Karl Duschek (1947–2011), der 1972 in das Atelier eintrat und wenig später Partner wurde, fand Stankowski einen Gleichgesinnten: Auch er war nicht nur als Grafikdesigner, sondern ebenso als freier Künstler tätig. Die Verschränkung von Kunst und Design, von „frei“ und „angewandt“, kennzeichnete den Output des bald unter dem Namen Stankowski + Duschek firmierenden grafischen Ateliers, das nach Stankowskis Tod 1998 unter Duscheks Leitung bis 2011 fortbestand. Die reduzierten Formen, geometrischen Flächen, klaren Farben und analytischen Strukturen der konkreten Kunstwerke der beiden Gestalter fanden Eingang in ihre kommunikationsgrafischen Zeichen und Systeme.
Stankowski + Duschek – Bahnbrecher für Logos und Corporate Identity
Markenentwicklung, Corporate Identity und Informationsgrafik gehörten fünf Jahrzehnte lang zum Kerngeschäft bei Stankowski + Duschek. Neben dem „Schrägstrich im Quadrat“, der als Markenzeichen der Deutschen Bank weltbekannt wurde, entstanden Logos für SEL, Werkbund, Rat für Formgebung, Rewe, BKK, MüRück, PapStar, Deutsche Börse und viele mehr. Auch das Berlin-Layout, das ab 1969 alle grafischen Produkte der Stadt bestimmte, wurde als Systemmarke von Anton Stankowski entworfen. Für Unternehmen wie Viessmann entwickelte das Atelier schon umfassende Erscheinungsbilder, bevor der Begriff Corporate Identity Deutschland erreicht hatte, und zahlreiche Universitäten, Krankenhäuser, Großevents und Messeunternehmen bestellten hier ihre Orientierungs- und Leitsysteme.
Die Ausstellung in der Kunstbibliothek
Sie stellt das Werk des Grafischen Ateliers Stankowski + Duschek sowie Stankowskis Vorläuferbüros in rund 300 Exponaten vor. Ein breites Spektrum an Skizzen, Varianten, ausgeführten Entwürfen und einer Vielzahl daraus resultierender Drucksachen von Anzeigen bis Firmenschriften zeichnet den Arbeitsprozess des Kommunikationsdesigners vor dem routinierten Einsatz des Computers anschaulich nach. Im Dialog mit freien Arbeiten verschmelzen die Grenzen zwischen Kunst und Werbung. Ein Großteil der ausgestellten Werke stammt aus dem umfangreichen gebrauchsgrafischen Nachlass Stankowski + Duschek, den die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin 2012 von Karl Duscheks Ehefrau Meike Gatermann als Schenkung erhielt. Die Präsentation wird erweitert durch Leihgaben aus der Stankowski-Stiftung in Stuttgart, die das Projekt maßgeblich unterstützt hat.
Publikation und Veranstaltungsprogramm
Begleitend zur Ausstellung erscheint die Publikation „Das Grafische Atelier Stankowski + Duschek (Kettler-Verlag, 240 Seiten, 320 Abbildungen, Museumspreis: ca. 30 €). Sie dokumentiert das Schaffen des Ateliers anhand von wissenschaftlichen Essays, Zeitzeugenberichten und einer vollständigen Liste aller Auftraggeber – ein faszinierender Einblick in die deutsche Unternehmenskultur des späteren 20. Jahrhunderts. Ausstellung und Katalog werden großzügig gefördert von der Deutschen Bank AG sowie der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen.
Ein Veranstaltungsprogramm mit Tandem-Führungen, einem Nah dran!Abend, einer Podiumsdiskussion und Workshops für Jugendliche begleitet die Ausstellung. Aktuelle Termine auf der Website www.smb.museum/kb.
Auch interessant – DESIGNBOTE “Der Kreis um Anton Stankowski”
0 Kommentare