Der so modern klingende Anglizismus ‘Coworking Space’ meint schlicht ‘zusammen arbeiten’. Dieses noch relativ junge Phänomen ist eine neue Arbeitsform oder besser gesagt, eine neue Form der gemeinsamen Raumnutzung für und durch Freiberufler, kleine Startups und digitale Nomaden.

Coworking Space ist ein ursprünglich im Kalifornischen Silicon Valley entstandene Art einer gemeinsam und zeitflexibel genutzten Arbeitsumgebung. Typisch für eine Coworking-Nutzung sind große offene Räume wie leerstehende Büroetagen und und Großraumbüros, verwaiste Lofts oder ehemalige Fabrikhallen.

Als Reaktion auf zum Beispiel (durch von Spekulation und / oder massiven Zuzug verteuerte Mieten) beengte Wohnungen und teure Büroräume erlauben Coworking Spaces das Arbeiten in großzügigeren offenen Räumlichkeiten. Die sollen den gegenseitigen Austausch von Ideen und Gedanken erleichtern und der Vereinzelung und Vereinsamung von Geistesarbeitern entgegenwirken. Dass alle Coworker die technische Infrastruktur wie Wlan, Drucker, Beamer, Maschinenpark oder eine Cafeteria gemeinsam nutzen und gemeinsam, in Projektgruppen oder unabhängig voneinander an Projekten oder Aufträgen arbeiten können, macht das Konzept interessant.

Kritiker mögen einwenden, dass die als ‘hipp’ gehypeten Coworking Spaces die Bildung eines Digitalen Nomadentums befördern oder perpetuieren, das sich mit prekärer Beschäftigung mehr schlecht als recht durchschlagen muss und bisweilen nicht einmal mehr eine feste Wohnung leisten kann.

Anders als bei die Bürogemeinschaft, das Businesscenter oder ein Büro auf Zeit, erfreuen sich  Coworking Spaces eines von gegenseitiger Inspiration und Hilfsbereitschaft geprägten ‘sozialen’ Images. Bei ihren vom sozialen Anspruch her unverbindlicheren Vorläufern, den so genannten ‘Jellies’ traf man sich zu festen Terminen zu ‘working events’ – ähnlich wie bei den FabLabs und Hackerspaces, deren Teilnehmer in losen Verbünden neue Technologien diskutierten – in Cafés, Privatwohnungen oder Büros.

Die ersten Coworking Spaces kamen Anfang der 2000er in Kalifornien auf. Noch Anfang 2013 gab es mit etwa 800 die meisten Coworking-Büros in den USA bzw. Kalifornien. Doch auch in Europa wurden seitdem diese gemeinsam genutzten Arbeitsräume zunehmend populär. Zum Beispiel in München, Barcelona oder Berlin und anderen Europäischen Metropolen werden immer noch neue Coworking Spaces gegründet.

2016 zählte man weltweit schon 11.000 solcher gemeinschaftlich genutzter Arbeitsumgebungen. Bis Ende 2018 sollen weltweit etwa 1,7 Millionen Menschen in zirka 19.000 Coworking Spaces arbeiten.

Für 2020 rechnet man, laut Global Coworking Survey 2018, analog zur steigenden Anzahl der Freiberufler, mit mehr als 26.000 Coworking-Spaces weltweit.

Über zwei Millionen Menschen weltweit arbeiten 2019 in Coworking Spaces – Tendenz steigend

2019er Global Coworking Survey.

Die Zahl der Coworking Spaces wächst weiter auf hohem Niveau, im letzten Jahr stieg sie um knapp ein Fünftel. Ebenso legte die durchschnittliche Mitgliederzahl* mit 90 Personen pro Standort deutlich zu. Bis Ende des Jahres 2019 werden knapp 2,2 Millionen Menschen in über 22.000 Coworking Spaces arbeiten. Für 2020 werden sogar mehr als 26.000 solch gemeinsam genutzter Arbeitsräume vorhergesagt.

Kennzeichnend sind dabei die folgenden fünf ‘weichen’ Werte: Offenheit, Kollaboration, Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Zugänglichkeit.

Weitere Vorteile:

  • ökonomische Nutzung von Ressourcen wie Heizung, Strom, Bürotechnik, Material senkt Kosten für die Community
  • flexible Skalierung der Nutzergruppe jederzeit problemlos möglich
  • keine langen Kündigungsfristen für Nutzer

Nachteile:

  • Geräuschkulisse in großen Räumen
  • begrenzter individueller Arbeitsplatz Platz vor Ort
  • vorhandene Infrastruktur wie z.B. Raum für Meetings nicht immer wie gewünscht verfügbar
  • soziale Friktion weil sehr verschiedene, individuelle Charaktere aufeinandertreffen

Die meisten der Coworking Spaces bieten Tages-, Wochen-, oder Monatspauschalen an. Die Miete enthält in der Regel einen Schreibtisch und die Nutzung von zum Beispiel WLAN, Kaffeeküche, Konferenzraum und Druckern. Manche Anbieter stellen einen Tisch mit Postadresse und Festnetzanschluss zur Verfügung, woanders muss sich der Nutzer jeden Tag einen freien Arbeitsplatz suchen.

Auch Firmen, die kurzzeitig zusätzliche Büroflächen z.B. für personalintensive Projekte mit Freiberuflern oder Zeitpersonal benötigen, können Raumknappheit mit Coworking Space abfedern ohne feste, langfristige Mietverträge abschließen oder gar kaufen oder bauen zu müssen. Zudem profitieren sie ggf. von der sozialen Interaktion der bunten Nutzerschaft als kreative Brutstätte innovativer Ideen im Sinne von (kostengünstiger) Open Innovation. Deshalb entsenden manche Firmen festangestellte MitarbeiterInnen in Coworking-Umgebungen oder lagern sogar Forschung und Entwicklung ganz oder teilweise in solche aus. Immer häufiger gliedert man Coworking Spaces auch an Startup-Inkubatoren an.

Modernes Coworking Space

Coworking: Starkes Wachstum in Metropolen

Beim auch in Europa immer populäreren Coworking ist Berlin als Gründer- und Startup-Metropole mit inzwischen mehr als 170 Coworking Spaces führend. Ein paar Beispiele für das sehr vielfältige Angebot sind das betahaus und das Rainmaking Loft in  Kreuzberg, Factory Berlin in Mitte, das House of Clouds in Moabit, Impact Hub, co.up, raumstation, KAOS und United Urbanites und viele mehr.

Diese Gemeinschaftsbüros unterscheiden sich teilweise stark in ihren Schwerpunktsetzungen:  mal liegt er auf der gemeinsamen Arbeit an Projekten mal auf technischen oder thematischen Ausstattungen zum Beispiel für die Filmproduktion, textiles Arbeiten oder soziale Themen etc. oder aber auf der Vernetzung mit lokalen Firmen, Bildungseinrichtungen oder und akademischen bzw. medizinischen Instituten. Populäre Coworking-Optionen in anderen Großstädten sind unter anderem: Kulturhafen Riverboat und Tapetenwerk in Leipzig, Metalab in Wien, in Wuppertal die Utopiastadt im Bahnhof Wuppertal-Mirke und Startplatz bzw. ehren.space in Köln.

Eine technikbetonte Variante der Coworking Spaces sind Werkstatträume und sogenannten „FabLabs“ (englisch: fabrication laboratory) in denen zum Beispiel Handwerker und Künstler Geräte und Maschinen oder sogar HighTech wie zum Beispiel 3D-Drucker oder Laser zum Experimentieren oder Erproben von Geschäftsideen nutzen können.

Die NutzerInnen selber profitieren offenbar von den gemeinsam genutzten Arbeitsräumen. Eine weltweite Untersuchung berichtete, dass eine Mehrheit die bessere Interaktion mit anderen sowie die stärkere Motivation und damit auch Produktivität lobt. Laut einer älteren Studie des Magazins Deskmag konnten sich ca. 40% der Nutzer über ein höheres Einkommen freuen.

https://coworkingguide.de/

 

Stock Photos:
Titel / Grafik: ProStockStudio/ Shutterstock.com
Foto Coworking Space: fizkes / Shutterstock.com