Autos leben – wie viele Dinge des alltäglichen Lebens – von der Symmetrie. Seit Generationen sind sie, zumindest von außen betrachtet, links, wie rechts gleichermaßen aufgebaut, was nicht nur den Produktionsprozess erleichtert – man denke an rechts oder links positionierte Fahrerpositionen, sondern grundsätzlich auch der Ästhetik des Menschen entspricht. Schon die antiken, als auch die neuzeitlichen Kunstlehren nennen die Symmetrie als ein Kriterium von Schönheit.
Nichtsdestotrotz – oder wahrscheinlich gerade deshalb – hat sich Nissan mit seinem »Cube« gegen diese Überzeugung gestellt und sticht heute aus der Modellvielfalt der Automobilhersteller vor allem aufgrund seiner Asymmetrie heraus. Freilich nicht ganz so von sich überzeugt, dass auch die Front des Fahrzeugs unter das neue Gestaltungsprinzip gefallen wäre. Hier bleibt der neue Kleinwagen des japanischen Autobauers brav und regelrecht zurückhaltend.
Erst beim Blick von hinten erkennt man die Asymmetrie, die den Cube einzigartig macht und gerade deshalb einen dankbaren Marketingteppich auslegt, auf dem nicht nur unkonventionelle Websites, sondern auch eine herausstechende Plakatwerbung exzellent funktionieren.
»Symmetry sucks!« So der Slogan auf den etwas unkonventionellen Printanzeigen, die übertrieben symmetrische Menschen zeigen, die durch geschickte Positionierung der Mittelachse sicherlich dem ein oder anderen Betrachter ein Schmunzeln entlocken können. Vor allem aber bleiben sie im Gedächtnis. Ein wenig unsympathisch und tumb wirken die fotografierten Protagonisten, was sicherlich gewollt ist. Gewinnt das neue Automobil dadurch doch einen augenblicklichen Sympathievorsprung, eben durch die Asymmetrie.
Humans aren’t symmetrical why should their cars be? Symmetry sucks!
Ganz anders ist im Marketingeffekt die eigens für den »Cube« ins Leben gerufene Flash-Website erkennbar. Ganz auf Illustrationen beschränkt, lädt sie den Besucher dazu ein, das neue Gefährt auf ebenso unkonventionelle Weise zu betrachten, wie sich der Cube offensichtlich selbst versteht. Mit allen Sinnen kann man den Cube entdecken, ihn sehen, hören, riechen, schmecken und bewegen.
Definitiv ist die Website einen Besuch wert. Und auch wenn ich selbst mir dieses Fahrzeug aus den verschiedensten Gründen sicherlich niemals zulegen werde – so ist die gesamte Kampagne doch durchaus gelungen.
4 Kommentare
Maximilian Näther
Ja ja, symmetrie sucks – Jedes mal der gleiche dämliche Hype wenn ein Produkt sich mal wieder an diesem Thema versucht.
Fakt ist, bei den meisten geht der Schuss deutlich nach hinten los, zumindest wenn es sich nur um eine Stylinggeschichte ohne echte Funktionsnotwendigkeit handelt.
Bei einem Produkt, das aufgrund seiner grundsätzlichen, technischen Basis nun einfach mal symmetrisch ist (4 Räder, technisch bedingt symmetrisch angeordnet), hat das auch seinen Grund. Assymmetrie wird hier als hässlich wahrgenommen.
Aber moment, da war ja noch etwas. Stimmt, das Argument mit dem Gesicht und den Menschen…
Um das mal ein für allemal klarzustellen, ja, auch wir Menschen sind nicht vollständig exakt symmetrisch, es gibt sehr kleine, kaum wahrnehmbare Abweichungen im Milimeterbereich. Diejenigen von uns, die hier noch bevorteilt sind, die also mit sehr wenige Abweichungen gesegnet sind, gelten gemein hin als besonders attraktiv. Nicht unbedingt mit schlechten Frisuren, rückständig bekleidet und nach außen schielenden Augen (nur deshalb funktioniert der Verwirrungsversuch auf den Plakaten im ersten Moment wohl auch). Der Vergleich lahmt dermaßen, man könnte fast meinen ihm fehle ein Standbein. 😉 Um fair zu sein müsste man wohl den Bildern einen assymetrischen Menschen mit einem Auge in Wangenhöhe entgegensetzen.
Also nochmal zusammenfassend:
Technisch sind wir wohl nicht exakt symmetrisch, optisch aber wohl!
(Hoffentlich merkt man sich das mal in der Gestalterwelt und sitzt diesem nervigen Pseudoargument nicht immer wieder erneut auf)
Genau deshalb hat man sich bei Nissan auch nicht weiter vorgewagt. Das “Gesicht” mit dem sie ja nun gegen die böse, böse Symmetrie werben ist bei dem Fahrzeug unangetastet!
Das einzige Teil am Exterieur das nicht symetrisch ist, ist offensichtlich das Heckfenster. Mutig!
Da die Campagne sich mehr oder weniger nur auf eine Wissenslücke oder bewusste Falschinformation, gemixt mit dem aktuell schon nervig trendigen Streetart und Berlinstyle Elementen stützt, und darum auch noch ein riesem Tamtam macht, finde ich sie weder gut gelungen noch innovativ. Trotzdem guter Artikel. Schön, dass es weitergeht.
Maximilian Näther
zoom-designagency.com
chris.
problem hierbei auch wieder einmal: warum tut sich was am aussehen des gefährts und nicht am antrieb?! das ist unbeschreiblich sinnfrei. anstatt was am antriebskonzept zu verbessern, wo sich seit der erfindung des otto-motors nichts geändert hat – ja, ich weis. hybrid und so… super toll…- aber im grunde ist das die eigentliche baustelle bei der man in der automobilbranche was reißen könnte.
da finde ich das einführen eines “asymetrischen” äußeren eher als armutszeugnis des herstellers. “wenn der architekt nix weis, macht er einen kreis…” so wirkt dieser versuch ein hässliches auto zu vermarkten auf mich.
zum fachlichen: guter artikel – danke dafür.
gruß