Künstliche Intelligenz im Jahr 2025 – besonders generative KI, hat in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht und verändert, wie Designer:innen arbeiten. Das Thema ist zurecht omnipräsent und die Branche experimentiert schon gezielt mit KI. Wir wollen wissen, mit welchem Ergebnis und sprechen dazu in loser Folge mit Designer:innen über ihre Erfahrungen, heute mit Patrick Wachner von Elevate Partners.
Welche Chancen bietet KI für die Kreativbranche?
Im Team fungiert KI für uns als Verstärker. Sowohl bei der Bildkreation als auch bei Texten nutzen wir KI als Tool, um unseren Output im Team erheblich zu steigern. Dadurch konnten wir unsere Effizienz deutlich verbessern.
Mittlerweile sind KI-Tools ein integraler Bestandteil unseres gesamten Workflows, einschließlich Kundenworkshops. Früher war kreative Arbeit für Nicht-Gestalter oft eine Blackbox. Jetzt bieten wir in einem geführten Rahmen einen Co-Creation-Prozess an, bei dem Kunden selbst KI-Tools nutzen können, um ihren Gedanken eine konkrete Form zu geben. Dabei entstehen spannende Impulse und ein echtes “Wir-Gefühl”.
In diesem Sinne setzen wir KI gezielt ein, um echte Kundennähe aufzubauen.
Wie siehst Du den aktuellen Stand der Gestaltung mit KI?
Die Wow-Effekte scheinen nicht abzunehmen. Fast wöchentlich erscheinen neue Tools, die beeindrucken. Ob Video, Foto oder Text – die Entwicklung schreitet rasant voran. Zum einen werden die Tools so gut, dass die Grenzen zu unserer physischen Welt fast zu verschwinden scheinen. Zum anderen werden KI-Agents mit unzähligen Mikro-Optimierungen unseren Alltag entscheidend beeinflussen.
Das sehe ich durchaus auch mit Besorgnis. Die Grenze zwischen Entlastung und Entmündigung wird zunehmend fließend. Gerade für junge Menschen wird es immer schwieriger, sich in dieser Welt zurechtzufinden und selbst zu entscheiden, was für sie Wert hat.
Welche Herausforderungen siehst Du bei der Nutzung von KI im Kreativprozess?
Neben der künstlichen Intelligenz braucht es auch weiterhin die natürliche. Die Versuchung ist groß, sich mit mittelmäßigen Ergebnissen schnell zufriedenzugeben. Zum Beispiel sind viele KI-Ergebnisse sehr selbstähnlich – das erinnert schnell an typische Stock-Bibliotheken. Echte Differenzierung und Authentizität sehen jedoch anders aus.
Hinzu kommt das kritische Hinterfragen. Gerade bei Texten lassen sich die bekannten Tools leicht in die Irre führen. Fakten zu überprüfen und gründlich zu recherchieren wird immer wichtiger. Hier sehe ich auch eine besondere Verantwortung der Kreativen.
Wie verändert KI Deine Arbeit? Und wie entwickelt man dabei eine eigene Handschrift?
KI eröffnet einen völlig neuen Kreativraum. Aktuell beobachten wir, dass zunehmend Motive entstehen, die an den Surrealismus der 1920er Jahre erinnern. Es entwickeln sich ganz neue Welten, die keinen Bezug mehr zur physischen Welt haben, in der wir leben. Besonders bei Luxusmarken entsteht eine Hyper-Inszenierung, die visuell beeindruckt und stark auf Symbolik setzt.
Wir sehen darin eine Chance für alle Marken und Unternehmen, sich zu differenzieren. Dazu braucht es Mut und ein klares Konzept, das auf die Marke einzahlt. Nur um der Kreativität willen wird es nicht funktionieren – das Narrativ muss stimmig sein.
Welche KI-Tools kannst Du empfehlen?
Aktuell hat mich Kling AI beeindruckt, ein chinesisches KI-Tool, das Videos direkt aus Texten entwickelt. Eine Stärke des Tools ist das Kreieren von Influencer Videos. Bisher war ich der Meinung, KI-generierte Inhalte zu erkennen; Kling AI hat diese Grenze nun aufgelöst.
Generell würde ich empfehlen, Tools untereinander zu vergleichen, zum Beispiel ChatGPT und Perplexity oder zwei KI-Bildgeneratoren. Wer Tools parallel nutzt, kann den Output besser vergleichen und fundierter bewerten.
Welches Beispiel für gelungene kreative Arbeit, die mit KI umgesetzt wurde, fällt Dir ein?
Trotz oder gerade wegen der Kontroverse: Das Rebranding von Jaguar. Ich hoffe, dass hier Mut und Kreativität belohnt werden und wünsche den Verantwortlichen, dass sie damit wieder richtig erfolgreich werden und Jaguar sich ganz neu erfindet. Die Arbeit zeigt viel Kreativität, die von KI-Welten inspiriert und sicherlich auch mit diesen umgesetzt ist.
Auf was müssen Kreative im Umfang mit KI besonders achten, damit das Ergebnis gut wird.
Jeder Kreative ist nur so gut wie sein Wissensspektrum. Der erste Schritt besteht also darin, sich bewusst zu machen, was “gut” für einen selbst bedeutet. Sind TikTok, Instagram oder Behance der Maßstab – oder reicht der Horizont darüber hinaus? Auch über die eigene Disziplin hinaus?
Dafür braucht es Neugier und die Bereitschaft, sich mit kreativen Persönlichkeiten und anderen Disziplinen auseinanderzusetzen.
Am Anfang steht die Frage: Wer ist wirklich gut – und warum? Wer diese Form der Selbstreflexion und Bildung täglich lebt, wird KI besser und effektiver nutzen können als andere.
Was rätst Du jungen Talenten, die mit KI experimentieren?
Sich auf die eigenen individuellen Fähigkeiten zu konzentrieren und diese zu stärken, ist entscheidend. Wer besser denken kann, kann auch besser gestalten. KI ist weiterhin nicht die Lösung – aber ein großartiges Werkzeug, um Designer dabei zu unterstützen, etwas in die Welt zu setzen.
Credits: Elevate Partners
0 Kommentare