Es gibt so Momente, da scheint die Zeit in Sekundenbruchteilen zusammenzuschnurren und man ist mal kurz ganz platt.

So einen Moment erlebte ich letztes Wochenende bei einem Besuch im Hause meiner Eltern, als mir mein Bruder eine Mappe aus meiner Krefelder Studienzeit überreichte.

Das graue, noch fein säuberlich mit Letraset beschriftete Zeitdokument entpuppte sich als die Dokumentation eines Semesterprojekts aus dem Jahr 1977, Thema ‘Elektrische Wasserpumpe’.

Gartenpumpe/ Präsentationsmodell

Die Texte mussten damals noch auf einer mechanischen Schreibmaschine mit extraschwarzem Karbonband auf Transparentpapier gehackt werden, damit die Texte so schwarz waren, dass sie von der Lichtpausmaschine auf Papier übertragen werden konnten. In diese Lichtpausen wurden dann Fotos einmontiert, die zuvor in der eigenen Dunkelkammer auf PE-Papier – damals State of the Art – belichtet worden waren. Die Zeit hat natürlich gnadenlos offenbart, dass ich das inzwischen verfärbte Fotopapier seinerzeit länger hätte wässern müssen.

 

 

Was aber blieb, ist eine gewisse zeitlose Gültigkeit der vor vier Dekaden gefundenen Form. Ohne mir all zu heftig auf die greisen Schultern klopfen zu wollen: Das eigentlich für die Fertigung aus orangerotem ABS geplante Gartenpümpchen würde doch heute noch in jedem Baumarkt Bella Figura machen.

Schade nur, dass die Entwurfsskizzen so gelitten haben. Wo heute CAD-Modelling-Apps regieren, da musste anno 77 noch mit Magic Marker gescribbelt werden. Ich hatte diese Skills immerhin so entwickelt, dass ich nach meinem Studium des Öfteren von Werbeagenturen gebucht wurde, um im Raketentempo Unmengen ‘Roughs’ für Produktoutfits zu produzieren.

Auch aus den Siebzigern:
Der Entwurf für ein ‘Koagulometer’ zur Blutgerinnungsanalyse.

Da war der Name schon lang: Funktionsmodell eines ‘Langstreckenreisemotorrades’ (1979) als Abschlussarbeit an der Folkwang Schule, damals noch in der Abtei in Essen-Werden.

ExamenLinne1979b

Text: Dipl. Des. Wolfgang Linneweber