Heute schreiben wir nicht über eine Neugestaltung eines Firmenzeichens, sondern von dessen kompletten Wegfall. Denn nachdem die Buzzi Unicem Gruppe Mehrheitseigner bei dem Traditionsunternehmen Dyckerhoff AG geworden ist, wird nun, um quasi auch optisch die Zugehörigkeit zu verdeutlichen, dem Namen das Logo der Buzzi Unicem vorangestellt. Optisch geht dadurch, auch wenn die Typo der Wortmarke erhalten geblieben ist, die Eigenständigkeit der Marke Dyckerhoff verloren.
Gegründet wurde das Unternehmen im Sommer 1864 von Wilhelm Gustav Dyckerhoff als »Portland-Cement-Fabrik Dyckerhoff & Söhne« in Amöneburg, als ganz in der Nähe meines Wohnsitzes, am Rhein bei Mainz. Ein Reichsadler prägte gemeinsam mit einem stilisierten D seit der Gründerzeit das Logo des Konzerns. Nach der Umfirmierung 1931 durch Fusion mit der Wicking AG in die »Portland-Zementwerke Dyckerhoff-Wicking AG« veränderte sich der Reichsadler in Nuancen und konnte sehr schnell auch als Wikingerhelm wahrgenommen werden.
Von 1936 bis 1984 wurde das Logo mit der Umbenennung des Unternehmens in die »Dyckerhoff Portland-Zementwerke AG« stark modernisiert und erinnert heute ein wenig an ein Signet eines Autoherstellers. Der Wikingerhelm befand sich nach wie vor über dem Emblem, das nun maßgeblich von dem Buchstaben D beherrscht wurde.
Seit 1985 nun heißt das Unternehmen »Dyckerhoff AG« und bekam damals sein heute noch bekanntes rotes D. Vom Wikingerhelm sind dabei immerhin noch drei Querstreifen im Buchstaben erhalten geblieben, die man mit etwas Fantasie jedenfalls den älteren Darstellungen noch durchaus zuordnen kann.
Im letzten Jahr nun beschloss der Aufsichtsrat, das Logo zu verändern. Herausgekommen ist dabei leider kein neues Logo sondern die Übernahme des Firmenzeichens des mit Mehrheitseigners Buzzi Unicem, der seit 2007 über 96 % der Dyckerhoff Stammaktien hält. Um die Zugehörigkeit zur Buzzi Unicem Gruppe auch optisch zu verdeutlichen, so die Konzernleitung.
Meinung
Das Buzzi Unicem Logo ist scheußlich, ungeeignet, lieblos. Mehr brauche ich glaube nicht darüber zu schreiben. Schade ist, dass ähnlich (und doch völlig anders) wie bei der Meissen Manufaktur historisches Gut politischen Entscheidungen zum Opfer fallen muss.
Doch wenn beim Meissen Logo zumindest die Marke noch klar zu erkennen ist und offensichtlich ja auch nur moderner aufzutreten versucht, fällt das Dyckerhoff Logo nunmehr vollständig dem Rotstift zum Opfer. Die Globalisierung raubt dem Individualisten den Boden, vereinheitlicht, wo es möglich ist.
Dyckerhoff lieferte 1886 über 8000 Holzfässer Zement für das Fundament der Freiheitsstatue. Wie passend. Heute ist von der Traditionsmarke wohl nur noch ein Schriftzug geblieben. Mal schauen, wann selbst diese Wortmarke abdanken muss.
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5 Kommentare
Lykorias
Das war meiner Ansicht nach kein Reichsadler oder Wikingerhelm, sondern der geflügelte Helm des Merkur (bei den alten Griechen Hermes), u.A. Gott der Händler. Der war vor allem in Germanien beliebt.
Florian Hirschmann
Eine wirklich kluge Ergänzung und sicher im Bereich des Möglichen. Die Verbindung zu einem Wikinger-Helm liegt allerdings durch die Fusion im Jahre 1931 mit der Wicking AG doch ziemlich nahe. Dennoch bin ich geneigt, Deiner Interpretation zu folgen. 🙂
Thomas Volk
darf ich noch ergänzen, dass die drei roten Streifen für die damaligen Sparten
– Zement
– Beton
– “Sonderprodukte” (Bauchemie etc.) standen.
aus der letzterern Sparte entstand die vollkommen von Dyckerhoff abgelöste SOPRO GmbH.
Im Gegensatz zur ehemaligen Mutter findet sich hier immer noch der rote Schwung, der das D angedeute hatte.