Der von the next ENTERprise Architects gestaltete Cateringpavillon „Wolke 7” im Schlosspark Grafenegg gewinnt den Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architektinnen und Architekten Österreichs.
Vor zehn Jahren zeichneten tnE Architects für die Gestaltung der Freiluftbühne Wolkenturm verantwortlich, eine der beeindruckendsten Konzertbühnen Österreichs, die jährlich zentraler Aufführungsort des Grafenegg Festivals ist. 2015 wurden die Architekten von der Grafenegg Kulturbetriebsgesellschaft m.b.H. beauftragt, einen neuen gestalterischen Akzent für die am Weg zwischen Schlosstaverne und Wolkenturm gelegene Veranstaltungsgastronomie zu setzen.
Mit der „Wolke 7” ist ein Ort für Kulinarik und Begegnung in Freiluftatmosphäre entstanden, der dem Miteinander von Tradition und Zeitgenössischem in Grafenegg einen weiteren Aspekt hinzufügt, welcher weit über die gastronomische Infrastruktur hinausgeht. Die Qualität der neuen Architektur und die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Betreibergesellschaft und tnE Architects waren ausschlaggebend für die Prämierung mit dem Bauherrenpreis 2017.
SYMBIOSE ZWISCHEN KUNST UND NATUR
Mit einem Dach auf filigranen Stahlstützen, das sich gleich einem Blatt zwischen die Bäume legt, fügt sich die „Wolke 7” wie selbstverständlich in die historische Parklandschaft des Schlossareals Grafenegg ein. Das Bodenfeld des Pavillons ergibt sich aus einer platzartigen Erweiterung des Spazierwegs; das Wechselspiel von mineralischer Decke und weichem Bodenfeld erweckt das Gefühl, einen Raum zu betreten. Das Dach der „Wolke 7“ ist geprägt von der zweifach gekrümmten Ortbetonfläche, die den natürlichen Biegeverlauf zum konstruktiven Prinzip erhebt. Diese geschwungene Dachkontur, die aus der Stellung der Bestandsbäume hergeleitet wurde, wirkt zusätzlich raumbildend, lässt den Cateringpavillon nach allen Seiten hin offen erscheinen und markiert die Bar als witterungsgeschützten Ort zum Verweilen. Der mehr als 20 Meter lange Tresen des Pavillons besteht aus Betonfertigteilen mit integrierten Kühlpulten aus Edelstahl und wird als Ausschank und darüber hinaus von den Parkflaneuren als Stehbar genutzt. Ergänzt wird er durch die Lagerbox mit Ausschanknischen sowie dem mit blanken Aluminiumblechen verkleideten Gläserschrank – ein allansichtiges Raum-Ensemble ohne ausgewiesene Vorder- oder Rückseite.
Der Pavillon lädt jedoch nicht nur in den Veranstaltungspausen zu Erfrischungen ein, sondern ist als zeitgenössisches Architekturobjekt zum fixen Bestandteil des Schlossparks Grafenegg und seiner Symbiose zwischen Kunst und Natur geworden. Für FlaneurInnen und BesucherInnen ergibt sich ein Wechselspiel zwischen Baumgruppen, Wiesenfreiräumen sowie der Gestaltung des Dachs, das zu ungewohnten Ein- und Ausblicken auf den umliegenden Park und den Wolkenturm einlädt. Die Jury des Bauherrenpreises 2017 hob hervor, dass mit der „Wolke 7” nicht nur ein Cateringpavillon entstanden ist, der sämtliche Auflagen eines Gastronomiebetriebes erfüllt, sondern ebenso – ganz in der Tradition der englischen Landschaftsparks
– ein extravagantes Folly, das auch in unbewirtetem Zustand erfreut.
THE NEXT ENTERPRISE ARCHITECTS
the next ENTERprise Architects wurde 2000 von Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs und Ernst J. Fuchs gegründet. Ihre Projekte reichen von Bauten und städtebaulichen Konzeptionen bis hin zu Installationen, Ausstellungsgestaltungen und experimentellen Eingriffen im urbanen Raum. Für tnE Architects findet der Raum erst in der Benutzung seine Funktion und so spielen im Entwurfsprozess Strategien und Szenarien für Benutzerräume, die über die aktuelle Aufgabe hinaus für zukünftige Bedürfnisse aneigen- und nutzbar sind, eine wesentliche Rolle. Die Auseinandersetzung mit dem performativen Potential von Räumen, dem sie eine Relevanz für alle Lebensbereiche vom Wohnen, Arbeiten und öffentlichen Bauten bis hin zum Städtebau zuschreiben, bildet hierbei die Basis. Die programmatischen wie auch räumlichen Grenzen in den Gebäuden und Konzepten von tnE Architects sind daher bewusst durchlässig konzipiert.
Die Bauten tnE Architects von wurden international publiziert und, neben dem ZV-Bauherrenpreis, unter anderem mit dem Österreichischen Baupreis, dem Förderpreis für Architektur der Stadt Wien und dem Kulturpreis für Architektur des Landes Niederösterreich ausgezeichnet sowie für den Ernst A. Plischke Preis, den Iakov Chernikhov International Prize, den Piranesi Award und mehrfach für den Mies van der Rohe Award nominiert. Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs und Ernst J. Fuchs sind als Lehrende und Vortragende seit 1998 im In- und Ausland tätig, unter anderem an der École Spéciale d’Architecture Paris, der Universität für angewandte Kunst Wien, der Kunstuniversität Bratislava, der Technischen Universität Innsbruck, der Universität für Kunst und Design Linz sowie der Akademie der bildenden Künste Wien.
Die Projekte und Installationen von tnE Architects waren mehrfach bei der Architekturbiennale Venedig zusehen – 2016 wurde das Projekt „HAWI – Experimentelles Wohnen auf Zeit“ im Österreichischen Pavillon gezeigt. Weitere Ausstellungsbeteiligungen u.a. bei der São Paulo Biennale (2003), im Archilab Orléans (2000, 2001, 2003), bei der Manifesta 7 in Südtirol (2008), in den Mackey Garages / MAK Los Angeles (2010), im aut. architektur und tirol (2012, 2017), beim Steirischen Herbst Graz (2002), in der Secession Wien (2002), in der Galerie Aedes Berlin (2004, 2014) und im Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen / Belvedere Wien (2015).
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