Voltaire Eröffnung 01. / 02.09.2017, Herbstprogramm: 12.09. – 19.12.2017, dienstags um 20:00

Am ersten September Wochenende eröffnen wir unter dem Motto «Fun & Fury!» das Neue Cabaret Voltaire und starten mit der ersten Saison unseres neuen Programms. Der mexikanische Künstler Carlos Amorales verändert hierfür mit «Learn to Fuck Yourself» Gouaches das Cabaret Voltaire und präsentiert am 1. September 2017 als Auftakt die Performance «Cyclops». Für den 2. September 2017, zur Langen Nacht der Zürcher Museen, kuratieren Künstler Søren Berner, Musiker Philipp Cron, Dramaturgin Hayat Erdoğan und Performer Michelangelo Miccolis eine Nacht der Performances. Fortan zeigt das Neue Cabaret Voltaire in einer Herbst- und Frühlingssaison jeden Dienstag eine Performance. Unter dem Motto «Fun & Fury!» untersuchen wir den jüngsten Performance Trend, die Position des Cabaret Voltaire in der Geschichte der Performance Kunst und gehen der Frage nach, welche Bedeutung Performance innerhalb der Kunst hat und haben kann.

«Learn to Fuck Yourself»

Carlos Amorales (MX) schuf neue Zeichnungen, die das Erscheinungsbild des Cabaret Voltaire verändern. Diese riesigen Gouaches Zeichnungen mit dem Titel «Learn to Fuck Yourself» bedecken als Poster alle Wände dieses mittelalterlichen Hauses, das erstmals erwähnt wurde, als Dante Aligheri seine «Göttliche Komödie» veröffentlichte. Die Zeichnungen sind ein Abbild unserer Zeit und deren Stillosigkeit, in der wir als mittelalterliche Menschen, die Aufklärung wie schlechtsitzende Anzüge von der Stange tragen. Sie kommentieren nicht nur die gewisse unmögliche Möglichkeit im und mit dem Geburtstort von Dada zu arbeiten, sondern fordern auch die künstlerischen Performances, die alltägliche Konsumation wie auch den gesellschaftlichen Small Talk dort heraus. Indem Amorales mit «Learn to Fuck Yourself» den gesamten historisch aufgeladenen Ort besetzt und schändet, schafft er eine performative Installation, die Platz macht für neue Visionen und Ideen. In der Krypta des Cabaret Voltaire baut der Schweizer Künstler Kerim Seiler eine offene Bühne, die mit verschiedensten Performances und Settings bespielt werden kann. Ein von ihm geschaffenes Display Piece im Eingang zur Krypta bietet Raum für Publikationen der eingeladenen Künstler/innen und Philosoph/innen, des Cabaret Voltaire und Texten zur Performance-Kunst.

Kurator/innen-Team

Für die «Fun & Fury!» Untersuchung der Performance-Kunst hat das Cabaret Voltaire ein Kurator/innen-Team eingeladen, die aus vier verschiedenen Richtungen die Performance-Kunst heute betrachten und präsentieren. Sie bespielen das gesamte Cabaret Voltaire von September bis Dezember sowie von Februar bis Mai mit Performances von Künstler/innen und Philosoph/innen. Der Musiker und Komponist für zeitgenössische elektronische Musik Philipp Cron (CH) legt mit dem «Theater of Sound» und den Künstler/innen Jimena Cugat (CH) & Annie Rüfenacht (CH), Emre Sarigöl (TR) & Sally Schonfeldt (AU), Juice & Rispetta (CH), The Kill Joys (CH) und Leo Hofmann (CH) einen Schwerpunkt auf eine junge Szene, die an der Schnittstelle von Musik und Performance operiert. Der Performer und Performance-Produzent Michelangelo Miccolis (IT) bringt mit «Thus I Spoke» und den Künstler/innen Dora García (ES) , Krõõt Juurak (EE) , Cally Spooner (UK) , Christodoulos Panayiotou (CY) & Jean Capeille (FR) und Adriana Lara (MX) eine Perspektive aus der internationalen zeitgenössischen PerformanceKunst Szene und ihrem aktuellen Diskurs ins Cabaret Voltaire. Die Dramaturgin Hayat Erdoğan (DE) ist Dozentin für Performing Theory & Arts in Context an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie betrachtet mit «Word Up!» und mit dem Künstler Mathias Ringgenberg aka PRICE (CH), dem Philosophen Jacques Rancière (FR), dem Performer Daniel Oliver (UK) und dem Poeten James Massiah (UK) Performance aus der Optik des Theaters, der Philosophie und Literatur. Der Performance-Künstler Søren Berner (DK) betrachtet mit «Performance 4 Evenings» mit Ruth Beale (UK), Christian Falsnaes (DK) und Kristoffer Akselbo (DK) und einem Fokus auf partizipative, aktionistische und aktivistische Formen das «Soziale».

Advisory Board

Das Cabaret Voltaire hat zudem internationale Kritiker/innen, Kurator/innen und Künstler/innen eingeladen, um uns in diesen Betrachtungen und Fragestellungen zu beraten, zu unterstützen und zu fordern. Zu dem künstlerischen Advisory Board gehören Stephane Ackermann (FR), Carlos Amorales (MX), Diana d’Arenberg (HK), Nabil Canaan (LB), Yann Charteigné (CH), Dora García (ES), Raimundas Malašauskas (LT), Chantal Pontbriant (CA), Alya Sebti (MA) und Una Szeemann (CH).

Impulse der Zukunft

Jüngst beherbergte das Cabaret Voltaire erste Impulse in diese Richtung, die es weitertragen möchte. Erst 2016 installierte Una Szeemann in der Krypta des Cabaret Voltaire für «Obsession Dada» eine Bühne aus Kupfer, auf der nicht nur wöchentlich mindestens eine Performance stattfand, sondern auch Manifeste von internationalen Künstler/innen und Dokumente aus dem Harald Szeemann Archiv (Getty Research Institute, Los Angeles) präsentiert wurden. Die Dokumente zeigten Ausschnitte von Szeemanns Arbeit der 60er, 70er und 80er Jahre und eröffneten somit Einblicke in die Entstehung der Performance-Kunst. Nach «Obsession Dada» benannte die Manifesta 11 das Cabaret Voltaire als «Zunfthaus Voltaire – Cabaret der Künstler» und veranstaltete vier offene Performance Abende pro Woche im «Zunftsaal». Die Performance, der Eintritt über die Bühne, war das Initiationsritual, um in die «Zunft zur Kunst» aufgenommen zu werden. Diese Impulse trägt das Cabaret Voltaire weiter in die Zukunft.

Ort und Dauer

Das Cabaret Voltaire ist nicht nur der Geburtsort von Dada, sondern legte auch einen der wichtigsten Meilensteine in der Geschichte der Performance-Kunst. Diese beginnt meistens bei Alfred Jarry’s Ubu Roi, den italienischen und russischen Futuristen, um über das Cabaret Voltaire, Dada und Bauhaus, zum Black Mountain College, Happenings und Fluxus, zu Punk und Camp zu gelangen, wo sie in die Pop Kultur der 80er Jahre übergeht. Eine Welle aus dem ehemaligen Ostblock verschaffte der Performance-Kunst vor über 30 Jahren eine neue Dringlichkeit und prägte sie so nachhaltig, so dass sie nun als eine etablierte Kunstform betrachtet werden kann, die jüngst wieder an einen Höhepunkt gelangt ist. Performance-Kunst scheint aktuell sehr en vogue zu sein; ein Trend, der, wenn man große Institutionen wie das Whitney Museum oder die Shed in New York anschaut, ein enormes Zukunftspotenzial birgt. Das Neue Cabaret Voltaire will Performance Kunst als experimentellste Form der Kunst untersuchen und ihr sowohl einen Ort wie auch Dauer geben.

Spaß und Wut

Betrachtet man die Geschichte der Kunst, so war diese immer von Fun & Fury, von Spaß und Wut geprägt. Man kämpfte für die Kunst, für ein Kunstverständnis, so dass es Streit und Schlägereien über verschiedenen Ansichten gab. Man hatte sehr viel Spaß daran, die eigenen Überzeugungen nach außen zu tragen und mit Utopien zu spielen. Das eigene Spiel verteidigte man mit wütendem Spaß, man wütete gegen den Anderen und trat in einen Dialog. Man pflegte untereinander eine aufrichtige Gegnerschaft mit Spaß und Wut. Nur so konnte man mit historischem Bewusstsein die Zukunft gestalten und den nächsten Schritt gehen. Mit Spaß und Wut war es möglich sich auf die Vergangenheit und auf die Zukunft zu beziehen. Aus Spaß und Wut wurden ganze Welten der Imagination und Phantasie geschaffen, mit Spaß und Wut schöpfte man aus der Einbildungskraft und erschuf neue Welten. Man war vulgär, verspielt und visionär zugleich. Man wurde verehrt oder verbannt und schrieb einen Absatz in einer Erzählung, die sich Geschichte nennt. Man war «bold». Man wagte es, «to boldly go where no woman or man had gone before».

26 Künstler/innen und 1 Philosophen

Wir freuen uns unter dem Motto Fun & Fury! für die erste Saison September bis Dezember 2017 folgende Künstler/innen und einen Philosophen in der Reihenfolge ihres Erscheinens anzukündigen:

Carlos Amorales (MX), Philippe Eustachon (FR), Enrique Arriaga (MX), Kerim Seiler (CH), Dora Garcia (ES), PRICE aka Mathias Ringgenberg (CH), Søren Berner (DK), Jimena Cugat (CH), Änni Rüfenacht (CH), Krõõt Juurak (EE), Ruth Beale (UK), Emre Sarigöl (TR), Sally Schönfeldt (AU), Christian Falsnaes (DK), Cally Spooner (UK), Jacques Rancière (FR), Juice & Rispetta, Kristoffer Akselbo (DK), The Kill Joys aka Olivia Hyunsin Kim (KR) & Magda Drozd (PL), Daniel Oliver (UK), Christodoulos Panayiotou (CY), Jean Capeille (FR), Johannes Paul Raether (DE), Leo Hofmann (CH), James Massiah (UK) und Adriana Lara (MX).

Die Frühlingssaison startet am 2. Februar 2018.

«Spa of the World» Kunst Residenzen

Unsere internationalen Künstler/innen, Performer/innen, Philophen und Advisory Board Mitglieder werden im Hotel Ambassador à l’Opéra, Hotel Greulich, Hotel Marktgasse, Hotel Opéra, Hotel Platzhirsch, Hotel Schweizerhof, Hotel Storchen and 25hours Hotel residieren und dadurch in den vollen Genuss des «Zurich – Spa of the World» kommen.

Unterstützung von «Fun &Fury!»

«Fun &Fury!» wird unterstützt von Dr. Adolf Streuli Stiftung, Maya Behn–Eschenburg Foundation, artEDUStiftung, Stiftung Temperatio, Cassinelli–Vogel Stiftung, Walter Haefner Stiftung, Gubler Hablützel Stiftung, Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Stadt Zürich Kultur und dem Kunstbulletin.

Das gesamte Programm finden Sie auf unserer Website: www.cabaretvoltaire.ch unter «Fun&Fury!»