Kreativ arbeiten tun wir alle – einige als Festangestellte, andere als Selbstständige, einige mehr, andere weniger. Aber eins steht fest: Wir verbringen viel Zeit an unserem Arbeitsplatz, egal ob sich dieser im Home Office, im Büro oder im Coworking-Space befindet. Dennoch vernachlässigen wir unseren Arbeitsplatz oft, und das obwohl das Arbeitsumfeld nachgewiesenermaßen die Arbeit selber verbessern und einfach schöner machen kann. Kreativ ist man nicht einfach so; natürlich ist es auch ein bisschen Typsache, aber wir können unseren Arbeitsplatz so gestalten, dass wir das Beste aus unseren kreativen Köpfen herausholen.

„Kreativität ist die schöpferische Fähigkeit, Neues zu erschaffen, das in irgendeiner Art und Weise Nutzen oder Sinn hat – also tatsächlich zu kreieren oder auch nur zu erdenken.“
(Hier gefunden)

 

My desk is my castle

Unser Schreibtisch sagt ja Einiges über uns aus: Muss der Bleistift jedes Mal an die gleiche Stelle gelegt werden, damit ich nicht durchdrehe? Oder werfe ich meinen Zettelkram einfach auf einen der Stapel, unter denen ich mein Telefon begraben habe? Radikale Ordnung versus absolutes Chaos – beides schränkt uns in unserer Kreativität ein. Auch unser Geist braucht sozusagen Luft zum Atmen und einen Arbeitsplatz, der Freiräume zulässt, ohne dass man komplett den Halt verliert. Ein steriler, extrem ordentlicher Arbeitsplatz hält uns davon ab, aus den Erwartungshaltungen und Regeln auszubrechen, ein sehr unordentlicher bietet hingegen zu viel Ablenkung. Ein Mittelweg muss also her: Eine Art „kreative Ordnung“ ermutigt uns, Neues auszuprobieren.

Zudem hat eine Studie ergeben, dass kreative Menschen eine geringe sogenannte „latente Hemmung“ haben. Das bedeutet, dass sie sich leichter von Nebengeräuschen oder Dingen ablenken lassen, da sie in allem etwas potenziell Interessantes sehen. Liegen zu viele Sachen auf meinem Schreibtisch rum, kann ich mich ggf. nicht auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren, weil ich ständig etwas anderes sehe, das meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Für Musik gilt hier übrigens das Gleiche: Höre ich bei der Arbeit einen (interessanten) Songtext, kann mich das zwar einerseits von den Kollegen abschotten, andererseits beansprucht er doch ein bisschen mehr von meiner Aufmerksamkeit. Etwas Ruhiges, vielleicht sogar Instrumentales ist da wahrscheinlich besser geeignet. Auch Straßen- oder Baustellenlärm können den kreativen Prozess besonders negativ beeinflussen.

Nicht nur ein aufgeräumter Schreibtisch, sondern auch die Farbwelt in unseren Büros beeinflusst die Denkprozesse: Grün fördert angeblich die Kreativität, während z. B. Rot anregt, aber auch vorsichtig macht. Starke Kontraste sollten dabei genauso vermieden werden wie Monotonie. Einfach alles Grün ist ja auch irgendwie langweilig. Natürlich kommt es auch auf meinen persönlichen Geschmack an, aber ich sollte es mir gut überlegen, ob ich die Wand hinter meinem Monitor wirklich pink streichen möchte.

The big picture oder: moderne Bürokonzepte

Die meisten Selbstständigen werden wohl im Home Office arbeiten – wer Platz und Glück hat, im eigenen Arbeitszimmer, ansonsten an einem Schreibtisch, der ins Wohnkonzept integriert werden muss. Vor allem bei der Arbeit von Zuhause aus ist es wichtig, dass man seinem eigenen Stil treu bleibt, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Es bringt einfach nichts, alle Expertentipps zu berücksichtigen, wenn man sich nicht wohlfühlt. Dennoch sollte man den Arbeitsplatz auch tatsächlich als solchen wahrnehmen, damit man sich nicht in lauter privaten Erledigungen verliert. Ganz wichtig ist auch: Nicht im Pyjama arbeiten! Denn nicht nur mein Arbeitsplatz sollte aufgeräumt sein, ich selber auch. Wer im Schlabberlook vorm Rechner sitzt, ist weniger motiviert, als jemand, der sich jeden Morgen zurecht macht und ins Büro geht.

Ein relativ junges Konzept für kommunikative Selbstständige sind Coworking-Spaces, in denen Menschen aus den verschiedensten Bereichen zusammen in einem Büro arbeiten können. Zwar hat man hier weniger Einfluss auf die Gestaltung seines Arbeitsplatzes (außer mit persönlichen Accessoires), aber in der Regel handelt sich es sich um offene, helle Räume, die einem modernen und flexiblen Büro entsprechen. Das ganze Konzept ist schließlich neu, frisch und kreativ sowieso.

Doch auch angestellte Kreative können sich in modernen Unternehmen über einen Wandel in den Bürostrukturen freuen. Oft bieten Firmen mehr Flexibilität und Raum für individuelle Arbeitsweisen. Freundliche und offene Raumkonzepte mit Rückzugsmöglichkeiten in Form von kleineren Meetingräumen bieten Mitarbeitern verschiedene Möglichkeiten, zu arbeiten. Um kreativ zu sein, muss nicht gleich ein Kicker, eine Kletterwand oder ein Entspannungsraum her. Aber ein gewisser Wohlfühlfaktor sollte auch in einem Büro gegeben sein.

Eine ganz neue Herangehensweise ist das „Non-territorial Office“: Hier bekommen Mitarbeiter keinen festen Arbeitsplatz zugeteilt, die Sitzordnung ändert sich je nach den aktuellen Aufgaben. Für verschiedene Arbeitsweisen gibt es auch verschiedene Arbeitsbereiche: Einzelarbeitsplätze für konzentriertes Arbeiten, Besprechungsräume, Teamarbeitsplätze und Bereiche, die die Kommunikation fördern (wie z. B. eine Sofa-Ecke). So können die Mitarbeiter frei entscheiden, wie und wo sie gerade arbeiten möchten. Durch die Trennung vom eigenen Schreibtisch werden festgefahrene Bürostrukturen durchbrochen und die Arbeit konzentriert sich weniger auf die reine Anwesenheit eines Mitarbeiters, sondern eher auf das Ergebnis. Allerdings ist ein hoher Digitalisierungsgrad im Unternehmen notwendig, um einen häufigen Schreibtischwechsel überhaupt möglich zu machen. Die persönliche Gestaltung des Arbeitsplatzes wird bei diesem Konzept also regelmäßig in einen Rollcontainer gepackt und am nächsten Schreibtisch wieder ausgepackt.

Umgebe Dich mit schönen Dingen

Diesen Tipp habe ich in einem Blog-Artikel zum kreativen Arbeiten gelesen. Und es stimmt: Wer die Dinge um sich herum als schön empfindet – seien es der Ausblick in die Natur, die Tapete oder die Actionfiguren – nimmt gerne Platz und verweilt ein bisschen, um zu arbeiten. Auch hier liegt Schönheit im Auge des Betrachters, aber einige objektive Ergebnisse von Menschen vom Fach darf man durchaus berücksichtigen. Z. B. dass viel nicht immer viel hilft, sondern viel ablenkt. Oder dass die Wand vielleicht statt pink lieber rosa werden sollte.

Ein schöner Arbeitsplatz unterstützt die Lust an der Arbeit; und wer gerne arbeitet, macht es oft auch gut. Neben den räumlichen Aspekten fördern übrigens auch andere Dinge die Kreativität: So ist eine hohe Wertschätzung ein sehr positiver Verstärker – bei einem hohen Projektbudget hingegen ist man nicht automatisch auch kreativer.