Wie schon das ein oder andere Mal gesagt bin ich nachweislich Apple-Fan, auch wenn sich der »Apple-Jünger« inzwischen in einen lediglich überzeugten Apple-User verwandelt hat. Früher war Apple der Underdog. Heute ist er der Leader. Und das schafft eine Position, die Apple offensichtlich ausnutzt. Das zumindest ist der vordergründige Eindruck, den man von dem restriktiven Ausschluss von Inhalten und Technologien – allen voran Adobes Flash – erhalten kann.
Bekanntlich kommen Innovationen immer von den Positionen hinter dem Leader im Markt. Marktführer sitzen meist in der bedrängten Position eins und können eben nur durch Innovationen geschlagen werden, die dann mit besonderem Engagement von den nachfolgenden Unternehmen entwickelt werden. Doch trotz aller Sensationsmeldungen von Apple als, in Bezug auf den Marktwert, das weltgrößte IT-Unternehmen, hat auch dieses Unternehmen noch das ein oder andere Produkt, dass eher an hinterer Position anzusiedeln ist. Und schafft mit Innovationen einen Blick in die Zukunft des Internet.
Sicherlich auf den hinteren Rängen logiert zurzeit beispielsweise der Apple-Browser Safari, den ich persönlich überaus gerne nutze. Und gestern nun hat Apple auf seiner Website veröffentlicht, wozu dieser Browser im Gegensatz zu anderen Browsern wie der Firefox oder der von mir wenig gemochte Internet Explorer fähig ist. Eine HTML5-Demoseite, die sich wahrlich sehen lassen kann, zumindest, wenn man eben einen Safari-Browser benutzt.
Laut Wikipedia ist HTML5 der Entwurf einer Spezifikation, die sich selbst als Obermenge der bestehenden Standards HTML 4.01, XHTML 1.0 und DOM HTML Level 2 definiert. Nach Fertigstellung soll HTML5 diese Standards ersetzen. Schaut man sich die Demos von Apple an, geht die Entwicklung allerdings deutlich darüber hinaus. Für alle, die keinen kompatiblen Browser haben, hier ein Video der Demos:
via TechnikObst
HTML5 ersetzt in nie dagewesener Qualität vor allem Flash und ist allein aufgrund der vergleichbar geringen Technologieschwelle eine echte Alternative zu dem Adobe Produkt. Und Safari kann bereits so souverän mit der neuen Technologie umgehen, dass es kein Wunder ist, dass Steve Jobs eben Flash aussperren möchte, um auf diese Weise HTML5 voran zu treiben.
Und das wiederum erachte ich als einen Schritt des Innovationstreibens, der an sich nicht verächtlich ist, da doch HTML5 ein offener Standard ist/werden soll. Auch wenn einheitliche Definitionen hier noch fehlen, es noch einiges an Entwicklungsbedarf gibt, Lizenzen und Rechte geklärt werden müssen: Das Internet entwickelt sich weiter.
Es gab Zeiten, in denen Websites noch ohne CSS gestaltet werden mussten – und entsprechend aussahen. Heute nun steht HTML5 in den Startlöchern und wird voraussichtlich in den kommenden fünf Jahren die Websites rund um die Welt nachhaltig verändern. So meine Prognose. Alleine, da wesentlich mehr Entwickler sich das vergleichsweise triviale Coding auch komplexer HTML5 Seiten aneignen können werden, als das in Flash in den vergangenen Jahren möglich war. Doch vor allem ist HTML5 gegenüber Flash meiner Ansicht nach aufgrund vieler Aspekte wie beispielsweise SEO und der simplen Modifizierbarkeit der zukünftige Inhaltsgestalter.
HTML5 im Alltag
Die Google-Tochter YouTube, der weltweit größte Anbieter von Internetvideos, bietet bereits seit Januar einen HTML5-Player für seine Videos an. Ebenso die bei Kreativen so beliebte Plattform vimeo. Die New York Times, die Times und in Deutschland Gruner+Jahr sowie Zeit Online verwenden inzwischen Brightcove, eine Lösung für HTML5-Videos.
Laut ReadWriteWeb unterstützen mittlerweile fast 50 Prozent der im Alltag eingesetzten Browser komplett oder teilweise den neuen Website-Standard. Und auch bei Microsoft scheint klar zu sein: HTML5 ist die Zukunft.
Ich bin kein Fan von Flash, war es nie. So schick die Seiten oftmals sind, sie haben wenig mit dem Internet-Gedanken des Austausch zu tun sondern dien(t)en bestenfalls als schicke, bessere Web-Broschüren. HTML5 ist die Zukunft, davon bin ich überzeugt. So kann ich sehr gut damit leben, dass ich Flash-Games und Flash-Sites auf meinem iPad (das hoffentlich, endlich dieser Tage geliefert wird) nicht konsumieren kann. Dafür kann ich schon heute HTML5 in all seiner Pracht bewundern.
HTML5 Demos – html5demos.com
5 Tools For Integrating HTML5 Video bei mashable.com
HTML5 vs. Silverlight: Which Will Win? bei visitmix.com
HTML5 Demos bei Apple
9 Kommentare
CoachZ
Es geht weder um Apple vs. Adobe noch um HTML5 vs. Flash, sondern darum das Apple auf seinen Geräten einem Grossteil der Entwicklergemeinde Regeln auferlegt, wie und womit sie Anwendungen für Apple Produkte erstellen sollen. Das ist so als ob der Bäcker von nebenan sein Brot nun mit genau einem Mehl und den gleichen Mitteln wie alle anderen Bäcker der Welt herstellen soll. Da fehlt im wahrsten Sinne des Wortes das Salz in der Suppe. Apple drängt sich dadurch selbst in die Ecke eines Monopolisten und es wird mich nicht wundern wenn seitens der Aufsichtsbehörden Apple gezwungen wird dies zu unterlassen. Mit Microsoft und dem Internet Explorer haben wir das schon erlebt.
Ich bin selbst Web-Entwickler und begrüsse HTML 5 daher sehr, allerdings steht HTML 5 im Moment noch da wo Flash sich vor ca. 5 Jahren befunden hat und es ist noch ein langer Weg für die Browser Hersteller dies aufzuholen.
CoachZ
By the way, hier mal die Browserunterscheidung von Apple im HTML 5 Showcase:
if(!AC.Detector.isChrome()&&(this.isSafari4()||AC.Detector.isiPad()||AC.Detector.isiPhone(){}
Hier wird Chrome rigoros ausgeschlossen um dem User glaubhaft zu machen ausschliesslich Safari kann das alles so hübsch darstellen! Soviel zur Plattformunabhängigkeit
Florian Hirschmann
Interessant, vielen Dank. Nicht umsonst schreibe ich, dass ich von Apple nicht mehr so angetan bin, wie in den Jahren zuvor. Das monopolisierende Gehabe der Firma mit dem angebissenen Apfel ist streckenweise schlichtweg nicht zu fassen und darf ruhig mit dem Wort Zensur überein gebracht werden. Und als Kreativer und Schreiberling, wenn er aktuell hier auch auf einem iMac schreibt, ist jedwede Form der Zensur ein Gräuel.
Dennoch, im Streit ob HTML5 oder Flash die bessere Alternative darstellen kann, halte ich HTML5 für die überaus brauchbarere Lösung und begrüße deshalb den Vorstoß von Steve Jobs die Entwicklung auf diesem Sektor voran zu treiben. Was durch Millionen Endgeräte ohne Flash-Technologie durchaus der Fall sein dürfte.
Oliver Lippert
HTML5 ist allein dadurch schon der bessere weg, da Suchmaschienen, Robots oder Hilfsprogramme den HTML5-Content lesen können, ganz im gegenteil zu Flash!
Ein bekannter von mir hat eine super schöne und dennoch schlichte Website… auf der man nicht mal die Suchfunktion nutzen kann, alles mit ShockWave!
Google findet nichts von ihm!
Ich bin immer mehr auf Barrierefreiheit getrimmt, meines erachtens ein wichtiges Thema. Viele Effekthascher verzichten darauf um sich in einer Welt voll Effekten zu verwirklichen. Vielleicht findet HTML5 ja bald einen Weg, beides zu vereinen!?
Stephan
Jop, das gleiche habe ich gerade auch mit dem Firefox probiert. Da wollte mir Apple vorgaukeln das ich einen Browser brauche der 3D-Transitions kann. Also sollte ich Safari downloaden.
Nun gut, die Browsererkennung auf iPhone umgestellt und schon flutschten die Animationen im Firefox.
Sowas hasse ich einfach, das ist verdammt nochmal Verarsche und die Leute die es nicht überprüfen wollen/können fallen darauf rein.
Webstandard-Blog
Websites ohne CSS zu gestalten dürfte auch früher schwerlich möglich gewesen sein, die Darstellung reduzierte sich hier lediglich auf die Standardformatierung durch die Browser.
Bert
@ Webstandard-Blog – Na, in der Tat war die Gestaltung deutlich schwieriger, aber es ging auch über die Standardformatierungen der Browser hinaus. Mit Tabellen, Bildern, Farben, Rahmen – aber eben alles ohne CSS.
So zum Beispiel habe ich damals Linkfarben gestaltet:
< body alink="red" vlink="green" link="blue" >
Ai, waren das Zeiten 😉 Da ist HTML5 doch nun schon deutlich vorangeschritten und wird auch meiner Ansicht nach Flash in relativ kurzer Zeit nahezu obsolet machen. Allein aufgrund der verbesserten SEO-Möglichkeiten …
@CoachZ – Undd dabei spielt es IMHO keine Rolle, dass Apple nun das Demo nur für den Safari ausgelegt hat. Florian hat ja zusätzlich nette Demoseiten verlinkt.