Angekündigt war es schon etwas länger, umgesetzt ist es nun bereits auch seit einigen Tagen: Das neue Design der Empfehlungs-Community Qype. Ein neues Logo, neuer Slogan und neue Funktionalität. Qype hat eigentlich alles geändert, was es zu ändern gab – und stößt dabei nicht bei allen Usern auf Gegenliebe. DesignBote jedenfalls kann den enttäuschen Besuchern nur zustimmen.

Von Qype selbst war zum neuen Design zu lesen:

Warum wir soviel geändert haben? Nun ja, die Seite gab es nun ja schon eine ganze Weile, und es wurde Zeit, einen aktuellen Look zu finden. […] Zum Beispiel haben wir nun das neue Logo im handgeschriebenen Stil, um damit die fantastische Community die hier schreibt zu repräsentieren. […] Und dann gibt es ja noch das komplett neue Farbschema, an das man sich vielleicht erstmal gewöhnen muss. Wir haben uns für rot und blau entscheiden, da es nicht nur leichter zu lesen ist, sondern weil diese Farben Qype auch ein bisschen freundlicher, heller und einladender erscheinen lassen. Wir glauben, dass dies die Lebendigkeit und Vielfalt eurer Bewertungen gut widerspiegelt.

Meinung

So grundlegend alles anzufassen und zu verändern funktioniert nur ganz selten – beispielsweise bei Xing, und auch dort war zunächst ein großer Mitgliederschwund zu bemerken. Andererseits gibt es jede Menge Beispiele, die untermauern, was auch ich denke: Ein solch fundamentales Redesign durchzuführen ist zwar sicherlich kein Selbstmord, dennoch aber ein Schritt auf dem Weg dorthin. Yigg hat es vorgemacht, was ein schlechtes Redesign auslösen kann und hatte massiv an Usern verloren. Das Qype dem nun – wenigstens in Teilen – nacheifert, ist für mich überhaupt nicht mehr nachzuvollziehen.

»Quality« + »Hype« = »Qype«?
Von Qualität jedenfalls kann beim neuen Design keine Rede sein und der derzeitige Hype rund um das Portal ist auch eher negativer Art. Sicherlich, wenn eine Webseite ein neues Design erhält und damit auch der Seitenaufbau umgestellt wird, ist es normal, dass ein Teil der Nutzer auf die Barrikaden gehen. Der Mensch will die eigenen Gewohnheiten zumeist nicht ändern und sich an Neues gewöhnen müssen. Hier nun kann man Qype einen positiven Ansatz bescheinigen: Die Userführung ist nachvollziehbarer geworden. Damit war es das aber auch schon.

Das neue Logo ist sicherlich aus einem vermeintlichen Design-Trend heraus entstanden, wirft leider alles weg, was das alte Logo noch zu bieten hatte. Der Wiedererkennungseffekt dürfte sich gegen null bewegen, die Typo ist kreativ, würde aber besser zu einem Atelier oder einem Kindergarten passen. Eine dahingekritzelte Schrift soll daran erinnern, dass die User selber schreiben – Qualität jedenfalls strahlt sie nicht aus.

Das Qype Logo vorher und nachher

Schade ist vor allem die weggefallene Kommunikation zwischen dem Stern-Logo und dem Content, wo eben dieses Logo zur Bewertung von allen erdenkbaren Dienstleistungen eingesetzt wurde. Schrecklich ist, das nicht wenigstens das neu Logo Einzug in die Gestaltung der Seite gefunden hat.

Schade ist auch der Wegfall der harmonisch aufeinander abgestimmten Farben oliv und orange. Der neue Neon-Style ermüdet in kürzester Zeit und verleitet mich jedenfalls nicht dazu, länger auf den Seiten zu verweilen. Schriftgrößen sind kleiner geworden, ebenso wie Zeilenabstände – und das au dem gesamten Portal. Man könnte sich in ein Zeitungsportal der späten 90er Jahre zurückbefördert sehen, allein der grauschwarze völlig überladene Navigationskasten der rechten Seite ist eine Zumutung. Mehr ist hier sicherlich in kurzer Zeit anzusteuern, übersichtlicher ist es aber nicht geworden.

Die visuelle Gestaltung der einzelnen Plätze ist eine echte Zumutung. Informationen sind zwar reichlich vorhanden, doch die Lesbarkeit wie auch die Struktur des Aufbaus sind mehr als fragwürdig. Während heute alle Anbieter versuchen, schnelle Ladezeiten zu erreichen arbeitet Qype nach wie vor mit Subreitern, die einen vollständen Reload der Seite erzwingen, die Darstellung verliert sich blau in blau und grau, sinnvolle Iconisierungen sind verschwunden. Zudem das immer mal wieder störende Premium-Partner-Feld, das zusätzlich irritierend wirkt, da es integrativ dem Header des jeweiligen Platzes zugeordnet zu sein scheint.

Alles, scheinbar aber auch wirklich alles ist nun unterstrichen, kaum eine Zeile findet sich, die keinen Link bedeutet. Dabei bleiben Informationen leider rasch auf der Strecke. Das zudem alles in grau/schwarz geschrieben ist, erhöht die Lesbarkeit überhaupt nicht. Das selbst Hover-Effekte keine sind, nämlich keinen Effekt mit sich bringen, schließt das Ganze dann nur sinnvoll ab. Kein Wunder, dass eine User nun schon streiken!

Positives?

Was zu sagen bleibt, bei aller Kritik, ist, dass Qype selbst einen mutigen Schritt wagt: Stephan Uhrenbacher und Stephen Taylor möchten die Community mit in die Überlegungen einbeziehen. Dazu gibt es vor allem bei Qype selbst im Blog einiges zu lesen. Ob sich damit Qype in der Tat einen Gefallen tut bleibt zu bezweifeln. Viele Köche können schnell den Brei verderben – ein Ergebnis allerdings bleibt abzuwarten. Denn ob diesen mutigen Worten auch tatsächlich Taten folgen? Viele User bezweifeln es, ja streiten es sogar ab.

Gelungen zudem ist meiner Meinung nach der neue Claim, wenn auch alles in allem etwas zahmer als zuvor. Dafür kurz und bündig. Warum er geändert wurde ist allerdings auch nicht wirklich nachvollziehbar. »Das Beste der Stadt« hat Qype lokalisiert. Dem neuen Claim »Entdecken. Empfehlen.« würde ich zwangsläufig als schwammig bezeichnen. Doch vielleicht ist ja gerade das gewollt und wir können uns in Zukunft auch über Bewertungen von Büchern oder Bands freuen?

Fazit

Oh je, was haben sich Stephan Uhrenbacher und Stephen Taylor dabei nur gedacht – und vor allem: Wer hat sie beraten??? So viel Arbeit das auch gewesen ist: Back to the roots! Navigationsstrukturen durchaus beibehalten aber visuelle schnell zurückrudern, um mehr Schaden zu vermeiden. Und dann in Ruhe mit Experten darüber sprechen, was machbar ist – und vor allem, was Sinn macht! Auch ich bin Qype -Nutzer. Gewesen? Mal sehen …

Links

Die neue Website von Qype