Der neue Fiat 500L ist da, und einige meiner designbegeisterten Bekannten haben ihn sich schon ‚zu Gemüte‘ geführt – und für sehenswert erachtet. Ich selbst habe ja nicht einmal einen Führerschein, nichtsdestotrotz passt der neue kleine Große von Fiat gerade zum Trend der Zeit und damit auch in diesen Blog.

Der Fiat 500 ist ein klassisches Retro-Auto, die gerade ungemein im Trend liegen. Ob New-Beatle, der nun ja schon nicht mehr ganz so neu ist, ebenso wie der Mini, ob der Honda EV-N, ein neuerer Retro-Kleinstwagen, Muskelprotze wie der Ford Mustang, der gerade neu aufgelegt wurde, oder der Dodge Challenger und Melkus RS 1000, oder eben echte Klassiker wie der Mercedes SLS AMG, der PGO Cévennes, der PT Cruiser und der Mitsouka NewViewt – sie alle eifern einer guten alten Zeit nach, in der das Autofahren noch etwas intensiver an Emotionen gerührt hat, als es heute der Fall ist.

Nicht nur die Automobilindustrie entdeckt Retro wieder für sich. Retro ist eigentlich schon fast wieder ‚out‘, da finden sich in den Regalen haufenweise Produkte, die Jahrzehnteditionen ihrer Produkte anbieten und damit um Aufmerksamkeit beim Käufer buhlen. Und in der Tat scheint eine limitierte Auflage einer Margarine im schmucken beige-ton, den es so in der Vergangenheit übrigens nie gab, wenigstens zeitweilig die Kundenaufmerksamkeit zu locken und damit Absatzzahlen zu erhöhen.

Einen spannenden Artikel hierzu habe ich beim Focus gefunden: Psychologie: In Krisen boomen Retro-Produkte. Auszugsweise:

Nostalgische Gedanken sind wie eine Auszeit, die es erlauben, dem stressigen Hier und Jetzt zu entkommen. Menschen hängen vor allem dann nostalgischen Tagträumereien nach, wenn sie sich gerade wenig vernetzt fühlen oder ihr Selbstbewusstsein angeknackst ist – zum Beispiel nach einem Umzug oder einer Zurückweisung. Der Sozialpsychologe Tim Wildschut von der University of Southampton wies nach, dass einsame Menschen häufiger nostalgisch sind und die Nostalgie dem Gefühl der Einsamkeit entgegenwirkt. So fühlten sich Versuchspersonen, die sich an nostalgische Momente erinnert hatten, sofort weniger alleingelassen …

Da haben wir’s. Derzeit liegt der Automobilindustrie nicht gerade das Gold zu Füßen, kein Wunder also, dass es überall Retro zu kaufen gibt. Wenn darüber hinaus viele Gesetze der Vergangenheit wie Wirtschaftswachstum, Rentensicherheit, soziale Gerechtigkeit oder das Bankenwesen mit soliden Strukturen allmählich der Vergangenheit angehören, sollten wir alle vielleicht in Zukunft die Augen besonders öffnen, wenn wir Retro-Produkte im Supermarkt erspähen. Vielleicht will uns irgendwer etwas damit sagen?

Wie dem auch sei: Wer dem DesignBote etwas Gutes tun möchte, der schaue sich den oben veröffentlichten Film des Fiat 500L an und nehme das Angebot einer völlig kostenfreien Probefahrt teil (siehe Button). Wir partizipieren ausnahmsweise daran und hoffen auf ein paar Euro. Denn in wirtschaftlich schwachen Zeiten, wie den derzeitigen, freuen wir uns natürlich ebenfalls über jeden Cent. Darüber hinaus mag ich das charmante, gewachsene Auto sehr, ebenso, wie die gleichsam charmante Kampagne:

Nachsatz

Das will ich an dieser Stelle doch auch mal loswerden: Vielleicht sollte die Medienwelt, besonders die Zeitungswelt, mal über ein Retro-Angebot nachdenken? Würde das vielleicht mehr Aufmerksamkeit generieren? Nicht, dass dies, ebensowenig, wie Stellenabbau oder Verteuerung bei sinkender Qualität, irgendetwas brächte. Doch scheint der deutsche Verleger an sich (derzeit) so der Vergangenheit angehaftet zu sein, dass neue Ideen gar nicht erst in Erwägung gezogen werden. Also vielleicht doch nochmal eine Retro-Ausgabe, und dann schön das Blatt einstampfen …